burn baby burn

Die Ästhetik der Rebellion in Zeiten der Krise

von Berivan Medi (04.Sep.2025)

Illustration: Margo Sibel Koneberg

Flammen. Maskierte Gesichter. Kartonschilder, die wie Notrufe wirken. Ein junger Mensch steht auf einem Polizeiauto, die Sonne brennt durch den Smog – das Bild geht viral. Rebellion hat einen Look, und er wird heißer mit jeder Krise.

Ob bei Fridays for Future in Berlin, bei brennenden Reifen in Nairobi oder den Protesten in Frankreich – Widerstand ist längst nicht nur Inhalt, sondern auch Inszenierung. Und das ist kein Zufall. In einer Welt, in der politische Botschaften zwischen Instagram-Feeds, TikTok-Trends und Memes schwimmen, wird Protest zur Performance.

Die Hitze dieser Rebellion ist real: Schweiß tropft nicht nur wegen der Sonne, sondern wegen Tränengas, Adrenalin und Wut. Die Körper sind Teil der Botschaft. Plakate werden zu Leinwänden. Kleidung ist bewusst gewählt – mal grell, mal schwarz, mal nackt als Ausdruck der Verletzlichkeit.

Was früher Flugblätter waren, sind heute virale Protestbilder. Sie müssen knallen, auffallen, brennen – im wörtlichen wie im medialen Sinn. „Too Hot To Handle“ ist nicht nur eine Netflix-Serie, sondern ein passender Titel für den politischen Moment.

Doch wie viel davon ist Ausdruck, wie viel davon Strategie? Wer entscheidet, welches Bild um die Welt geht – der Aktivist, die Presse oder der Algorithmus?

Protest ist heute auch Ästhetik. Das ist Chance und Risiko zugleich: Bilder können mobilisieren, vereinen, inspirieren. Aber sie können auch vereinnahmt, kommerzialisiert, neutralisiert werden. Aus Protest wird Pop. Aus Flammen werden Filter.

Die Rebellion brennt. Die Frage ist: In welchem Licht?