CW: Femizid – Gedenkfeier für Büşra G. am Freitag, dem 10. November
von Maya-Katharina Schulz (08.11.2023)
14 Jahre ist es her, dass die 26-jährige Emine Büşra G., von ihren Freund:innen Büşra genannt, im Diplomandenraum des Gebäudes an der Stephanstraße der h_da von ihrem zwei Jahre jüngeren Exfreund ermordet wurde.
Symbolbild Pixabay
Büşra war 2002 aus Ankara nach Deutschland gekommen. Ihre Eltern hatten eine Wohnung in Ankara verkauft, um ihrer Tochter das Studium zu ermöglichen. Im Sommersemester 2005 hatte Büsra sich im Darmstädter Fachbereich Kunststofftechnik eingeschrieben, bereits im ersten Semester alle Prüfungen erfolgreich bestanden und war im darauffolgenden Wintersemester an den Fachbereich Mechatronik gewechselt. Bei ihren Kommiliton:innen war sie beliebt, wurde als freundlich und hilfsbereit, lebensfroh und fleißig beschrieben. Sie war außerdem eine leidenschaftliche Leserin und jobbte neben dem Studium in einer Buchhandlung am Darmstädter Hauptbahnhof. Am 10. November 2009 war sie bereits mit ihrem Studium fertig, wollte an diesem Tag noch ein letztes Mal an die Hochschule kommen, um gemeinsam mit ihren Freundinnen den letzten Noteneintrag zu kontrollieren. Auch die Rückreise nach Ankara war bereits geplant.
Schon während ihrer etwa vierjährigen Beziehung war ihr Exfreund ihr gegenüber aggressiv, gewalttätig und erpresserisch gewesen. Das berichteten nicht nur Zeug:innen, sondern das ging auch aus Büşras Tagebucheinträgen hervor. Als Büşra sich schließlich von ihm trennte, drohte er ihr, dass „Blut fließen werde“, dass niemand sie haben solle, wenn er es nicht könne. Am 10. November besorgte er sich bei Karstadt in der Darmstädter Innenstadt ein Messer, fuhr zum Campus, suchte Büşra auf, näherte sich ihr im Diplomandenraum von hinten und stach ihr mit der 24-Zentimeter-langen Klinge drei Mal in den Rücken. Zahlreiche Augenzeug:innen mussten den Angriff mitansehen und als kurz darauf der Rettungsdienst am Tatort eintraf, konnte nichts mehr für Büşra getan werden.
Bei einer Trauerfeier, die wenige Tage darauf an der Hochschule stattfand, kamen mehr als 1.000 Studierende, Lehrkräfte und Mitarbeitende zusammen, um Büşra zu gedenken. Auch die damalige Hochschulpräsidentin Maria Overbeck-Larisch war anwesend und drückte ihre Fassungslosigkeit über die Tat aus. Doch abgesehen von einem Baum, der zu Büşras Gedenken auf dem Hochschulgelände gepflanzt wurde, erinnert heute nichts mehr an den schrecklichen Mord vor 14 Jahren.
Kommenden Freitag, dem Jahrestag von Büşras Ermordung, veranstaltet die Fachschaft Maschinenbau und Kunststofftechnik (MK) um 10:45 Uhr eine etwa halbstündige Gedenkfeier im Innenhof von Gebäude C12. Bei Regen wird die Feier in einen nahegelegenen Hörsaal verlegt. Um 11 Uhr, Büşras Todeszeitpunkt, wird eine Schweigeminute für sie eingelegt. Die Fachschaft hofft auf eine zahlreiche Teilnahme, um gemeinsam an Büşra G. zu erinnern und Solidarität gegen Gewalt an Frauen und Femizide zu zeigen.
Über den Instagram-Account der Fachschaft MK bleibt ihr auf dem Laufenden:
English version (automated translation):
CW: Femicide – Memorial for Büşra G. on Friday, November 10
It has been 14 years since 26-year-old Emine Büşra G., known as Büşra to her friends, was murdered by her ex-boyfriend, who was two years younger than her, in the student room of H_da’s Stephanstraße building.
Büşra had come to Germany from Ankara in 2002. Her parents had sold an apartment in Ankara to enable their daughter to study in Germany. In the summer semester of 2005, Büşra enrolled at the Department of Plastics Technology in Darmstadt, successfully passed all her exams in the first semester and transferred to the Department of Mechatronics the following winter semester. She was popular among her fellow students and was described as friendly and helpful, lively and hard-working. She was also a passionate reader and worked in a bookshop at Darmstadt’s main train station alongside her studies. She had already finished her studies on November 10, 2009 and wanted to come to the university one last time that day to check her final grades with her friends. The return journey to Ankara was already planned.
Her ex-boyfriend had already been aggressive, violent and threatening towards her during their four-year relationship. This was not only reported by witnesses, but also emerged from Büşra’s diary entries. When Büşra finally ended the relationship, he threatened her that „blood would be spilled“ and that no one should have her if he could not. On 10th November, he bought a knife from Karstadt in Darmstadt’s city center, drove to the campus, sought out Büşra, approached her from behind in the undergraduate room and stabbed her three times in the back with the 24-centimeter-long blade. Numerous eyewitnesses were forced to watch the attack and when the emergency services arrived shortly afterwards, nothing more could be done for Büşra.
At a memorial service held at the university a few days later, more than 1,000 students, teaching staff and employees came together to remember Büşra. The university president at the time, Maria Overbeck-Larisch, was also present and expressed her shock at the crime. However, apart from a tree planted on the university campus in Büşra’s memory, there is nothing left today to remind of the terrible murder 14 years ago.
Next Friday, on the anniversary of Büşra’s murder, the Mechanical and Plastics Engineering student council (MK) is organizing a memorial service in the courtyard of building C12 at 10:45 am. In case of rain, the ceremony will be moved to a nearby lecture hall. At 11 a.m., the time of Büşra’s death, a minute’s silence will be held for her. The student council is hoping for a large turnout to remember Büşra G. and show solidarity against violence against women and femicide.
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