Die ewige Suche der Studierenden
von Marco Schüler
Menschen, die sich mit Texten auseinandersetzen, kommen meist nicht daran vorbei, irgendwann einmal dem Begriff der “Odyssee” zu begegnen. Sie ist eine der bedeutendsten Werke der Antike und beschreibt die Abenteuer des Königs Odysseus von Ithaka, die er auf seiner Heimkehr aus dem Trojanischen Krieg erlebt. Im Alltag anzuwenden ist der Begriff der “Odyssee” beispielsweise, wenn man auf einer langen Reise vielen Hindernissen gegenübersteht. So, wie es zum Beispiel alle Studierenden der Hochschule Darmstadt tun – auf der Suche nach einem stillen Ort zum Lernen. Denn nicht immer kann man sich in den eigenen vier Wänden ausreichend konzentrieren. Manch eine:r braucht sogar die explizite Trennung zwischen Lern- und Arbeitsraum und der eigenen Wohnung. Heute geht es um die allgemeine Lernraumsituation der Hochschule. Denn viel zu oft steht man hier (wortwörtlich) vor verschlossenen Türen und denkt sich nur: WTF h_da!?
Let’s be honest: Die Lernraumsituation in Dieburg ist gar nicht mal so schlecht, wie man es vom sonst eher trostlos anmutenden Mediencampus erwarten würde. So haben die einzelnen Fachbereiche ihre Arbeitsräume, in die man sich mehr oder weniger still zurückziehen kann. Auch die Bibliothek, die wahrscheinlich nur wenige Studierende in Dieburg öfter als “gelegentlich” aufsuchen, verfügt über ordentliche Lernräume, in denen man fast immer einen Platz findet. Das Problem hierbei: Nur die Wenigsten wohnen tatsächlich auch in Dieburg und die Reise zum Mediencampus als solche kommt schon immer einer eigenen Odyssee gleich. Wer nimmt am Wochenende freiwillig einen Bus, der über eine Stunde unterwegs ist, nur, um dann im kalten Mediencampus zu sitzen und bibbernd seine Aufgaben zu erledigen?
Was es braucht, sind adäquate Lösungen in Darmstadt, nach denen man nicht lange suchen muss. “Wie wäre es mit der Bibliothek am Hochschulcampus?”, dachte ich ganz verstohlen in meinem ersten Semester. Diese verfügt laut Website über zahlreiche Räume, die extra zum Lernen vorgesehen sind. Ich war natürlich völlig unwissend, dass diese Bibliothek sogar in den Hochzeiten der Prüfungs- und Hausarbeitsphasen an den Wochenenden grundsätzlich geschlossen bleibt. Ich dachte zunächst, dass das ein Scherz sei – die Türen vor meiner Nase bleiben aber bis heute jeden Sonntag erneut zu, egal, wie oft ich nachschaue.
Nun hat sich die Hochschule aber etwas ausgedacht: Bei dem Neubau des Studierendenhauses, der immerhin rund 34 Millionen Euro gekostet hat, hat man auch an diejenigen gedacht, denen das Gebäude gewidmet sein soll und hat ihnen ein ganzes Stockwerk mit Lernräumen eingerichtet. Das ist immerhin etwas, aber nicht ansatzweise genug, damit man auch wirklich einen Platz bekommt, wenn man ihn braucht. Aber man könnte ja mal versuchen, im Morgengrauen einen Sitzplatz mit einem Handtuch in guter alter Mallorca-Manier zu reservieren. Dann steht einem unbeschwerten Lern-Wochenende im Grunde nichts mehr im Wege. Ich meine, man kann sich natürlich in eines der zahlreichen Gebäude setzen, seine Lernunterlagen galant auf dem Fußboden drapieren und hoffen, dass der nächste Luftstoß weit genug entfernt ist, dass man wenigstens für zehn Minuten in seine Unterlagen schauen kann. Man kann es aber auch einfach lassen.
Wer in Darmstadt lernen will, der geht in die Bibliothek. Nicht in die der Hochschule, sondern in die des coolen Bruders, der TU. Hier gibt es genug Platz, eine gute Lernatmosphäre, hunderte Gleichgesinnte und sogar ein Café des Studierendenwerks, das mit Heißgetränken durch die Statistik-Bauchkrämpfe hilft. Vielleicht muss nicht immer jede:r für sein spezifisches Fach in seinem spezifischen Studiengang lernen. Vielleicht ist es auch ein Irrglaube, dass eine Hochschule, als eine der höchsten Bildungsinstitutionen überhaupt, für eine geregelte und ordentliche Lernatmosphäre sorgen muss. Vielleicht bin ich es aber auch einfach leid, nach einem Raum zu suchen, in dem ich mir wenigstens einreden kann, dass die h_da lösungsorientiert die Probleme der eigenen Studierenden angeht.
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