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SCHAU-DASTA! – STEFFENS‘ NOVEMBER-WATCHLIST

Von Steffen Buchmann

Filme bieten uns zahllose Freiräume für Entdeckungen: unterhaltsame Geschichten, dramatische Wendungen, politische Statements… und manchmal auch etwas Kurioses. Um euch beim Navigieren durch diesen unendlichen Entertainment-Urwald zu helfen, präsentiere ich euch heute drei sehenswerte Filmempfehlungen für eure November-Watchlist mit dem thematischen Schwerpunkt „Räume“.

1. SPIELFILM: DER GOTT DES GEMETZELS

Kennst du das auch? Du sitzt mal wieder auf einer „dieser“ Familienfeiern fest. Um dich herum nur nervige weil betrunkene Menschen, das Essen ist so lala. Und im Sitzplan wurdest du ausgerechnet zwischen deinem überdrehten Fortnite-Cousin und der phrasendreschenden Großtante Marke „damals war alles besser“ platziert, mit denen du dich schon beim letzten Mal vergebens über Kleinigkeiten gestritten hast. Innerlich rumort inzwischen nicht nur der überwürzte Brokkoli-Auflauf in dir. Was nun?

In DER GOTT DES GEMETZELS adaptierte Roman Polanski 2011 ein französisches Kammerspiel für die große Leinwand, in der eine ähnlich unangenehme Situation zur Eskalation führt. Das Ehepaar Cowan (Kate Winslet/Christoph Waltz) ist zu Besuch bei den Longstreets (Jodie Foster/John C. Reilly), da ihr Sohn dem Longstreets-Sprössling bei einer Rauferei zwei Zähne ausgeschlagen hat. Nun soll das weitere Prozedere abgeklärt werden, möglichst diplomatisch und vorwurfsfrei natürlich. Doch beim 16-Augen-Gespräch im Longstreetschen Wohnzimmer kocht die Stimmung langsam hoch… und jeder weitere Satz droht das Pulverfass zur Explosion zu bringen. Die schwarze Komödie glänzt nicht nur mit bissigen Dialogen, sondern auch einem spielfreudigen Ensemble. Jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt und so überspitzt dem Gegenüber an den Kopf geworfen, dass man sich als Zuschauer feixend die Hände reibt. Der Handlungsraum in Form der Wohnung wirkt hier zunehmend wie ein Tigerkäfig, in dem sich die Beteiligten misstrauisch umkreisen – immer bereit zum Gegenangriff.

Der Trailer von „Der Gott des Gemetzels“

2. KURZFILM: ZUM GREIFEN NAH

Aktuell kostenfrei für Studierende bei:

Ein Bauarbeiter erhascht in seiner Mittagspause einen kurzen Blick auf eine liebreizende Dame, die im Gebäude neben der Baustelle im Obergeschoss wohnt. Er möchte sie gerne ansprechen, traut sich jedoch nicht. So klügelt er gemeinsam mit seinem Baukran-Kollegen einen Plan aus, um seiner Angebeteten nahe zu sein. Der Kurzfilm von Veit Helmer hat zwar fast 30 Jahre auf dem Buckel, hat bis heute aber nichts von seinem charmanten Witz verloren. Mit viel Humor und Herz verfolgt man den schüchternen Bauarbeiter Anton, der mit kreativen Einfällen der jungen Dame im Obergeschoss kleine Geschenke überbringt. Hier offenbart Helmer nicht nur die offensichtliche räumliche Trennung (Baustelle <> Obergeschoss), sondern auch einen Einblick in gesellschaftliche Räume. Anton als typischer Vertreter der Arbeiterschicht einerseits, die junge Dame in ihrem Himmelbett als Vertreterin der kultivierten Oberschicht andererseits. ZUM GREIFEN NAH bietet kurzweilig Raum zum Schmunzeln und Staunen, der aber auch kleine Botschaften mittransportiert – definitiv gut investierte acht Minuten.

3. DOKUMENTATION: USHIKU

Trigger Warnung: In diesem Film geht es um Gewalt

Ausleihbar bis zum 30.11 bei

Größte Touristenattraktion Ushikus (eine Kleinstadt im Nordosten Tokios) ist eine buchstäblich alles überragende Buddha-Statue mit 100 Metern Höhe. Doch selbst dieser steinerne Gigant wird überschattet von den Geschichten des „Higashi Nihon Immigration Centers“, einem Abschiebegefängnis für Einwanderer nach Japan. Der Dokumentarfilmer Thomas Ash hat dort über Jahre hinweg mit versteckter Kamera mehrere Insassen aus aller Welt begleitet – und die unmenschlichen Zustände in diesem staatlich geleiteten Institut in Film wie Ton festgehalten. Die thematisch hochaktuelle Dokumentation zeigt die politischen wie gesellschaftlichen Missstände zur Einwanderungspolitik Japans auf und macht sie auch einem westlichen Publikum zugänglich. Ash zeigt hier einen staatlich wie gesellschaftlich geduldeten Raum für Menschen, für Menschlichkeit bleibt jedoch kein Platz. Die Eindrücke sind berührend und erschütternd, daher sollte jeder von euch seine persönlichen Grenzen vor dem Anschauen abwägen. USHIKU wird seinem aufklärenden Auftrag in knapp 90 Minuten jedoch erschreckend gerecht – sowie dem Gedenken an die Schicksale seiner Protagonisten.

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