Zum Inhalt springen

Inside Campusfestival – Nachhaltigkeit, Diversität und Inklusion: Wie plant man ein Festival?

von Katarina Neher (12.06.2024)

Diesen Donnerstag ist es wieder soweit: Am 13.6. findet das Campusfestival statt. Mit dabei sind Lena&Linus, Rikas, Clara John und Zartmann. Außerdem gibt es die Möglichkeit, verschiedene Angebote des Hochschulsports zu nutzen und sich durch die Vielfalt an Essensmöglichkeiten zu probieren. Los geht’s ab 14 Uhr. Ab 22 Uhr startet die Aftershowparty im Café Glaskasten. Der Eintritt ist wie jedes Jahr kostenlos. 

Ach_dasta! hat mit Silke Bertaloth und Christian Jung aus dem Team der Hochschulkommunikation gesprochen. Sie erzählen davon, wie man ein Event zu einem angenehmen Erlebnis für alle Besucher:innen macht und welche Aspekte bei der Planung beachtet werden müssen, um das Festival zu einem nachhaltigen Projekt zu machen.

Achtung:
Falls ihr euch im nächsten Jahr beim Campusfestival engagieren möchtet oder auch noch Fragen, Anregungen oder Feedback habt, dann meldet euch gerne über: kontakt.hkom@h-da.de

Illustration: Margo Sibel Koneberg

Wen wollt ihr mit dem Campusfestival ansprechen?
Silke Bertaloth:
Alle, die an der Hochschule zu tun haben, ob sie nun studieren oder arbeiten. Wir wollen aber auch explizit Leute aus der Umgebung ansprechen und freuen uns, wenn viele kommen, die sonst keinen Bezug zur Hochschule haben. Auch Schüler und Schülerinnen, die vielleicht noch vor der Entscheidung stehen, wo sie studieren. So können wir die Hochschule erfahrbar machen, auch als Ort, an den man gerne geht.

Wie sucht ihr die Acts aus?
Christian Jung:
Wir haben ein paar Punkte, die auf jeden Fall zutreffen müssen. Wir wollen immer einen Opening Act haben, der nicht so bekannt ist und möglichst aus der Region kommt, um eben Newcomer zu unterstützen. Dieses Jahr ist es ausnahmsweise nicht so. Clara John kommt aus Osnabrück, aber hat mich total überzeugt, als ich sie live gesehen habe. Sie macht eine total gute Stimmung, obwohl sie allein auf der Bühne steht. Das ist der andere Aspekt. Es sollte auf jeden Fall ein studentisches Publikum ansprechen und möglichst gute Stimmung machen.

Achtet ihr im Line-Up auf Diversität?
Christian Jung:
Ja, definitiv. Das muss man inzwischen machen, wenn man ein Festival veranstaltet. Uns ist es wichtig, dass nicht nur männliche Musiker auf der Bühne stehen. Wir wollen versuchen, dass wir auch viele Musikerinnen auf der Bühne stehen haben. Denn man kann ganz klar sagen, dass Frauen mindestens genauso gut Musik machen wie Männer.

Wie finanziert man so ein Festival?
Silke Bertaloth:
Wir sind für die Hochschulkommunikation und die Öffentlichkeitsarbeit an der Hochschule zuständig. Da verfügt die Abteilung über ein gewisses Budget. Diese Gelder dürfen gezielt für bestimmte Maßnahmen ausgegeben werden. Solange das Campusfestival so gut von der Öffentlichkeit angenommen wird, werden wir es auch weiter machen. 

Christian Jung:
Es ist echt ein Glücksfall, dass wir die Möglichkeit haben, über ein Budget zu verfügen, das bisher ohne Sponsoring auskam. Auf vielen Festivals wirst du zugeballert mit Werbung. Das ist auf dem Campus Festival nicht so und das finde ich schön. 

Wie versucht ihr sicherzustellen, dass das Festival eine sichere Veranstaltung für alle ist?
Silke Bertaloth:
Das ist eine Frage, mit der wir uns tatsächlich noch intensiver beschäftigen könnten. Besonders was das Thema Übergriffe betrifft. Wenn es um sexuelle Übergriffe geht, kriegen wir es im Zweifelsfall gar nicht mit. Wir haben natürlich innerhalb der Hochschule Anlaufstellen, wie das Gleichstellungsbüro, wo sich Personen hinwenden können, wenn sie Unterstützung brauchen. Bisher war es glücklicherweise wirklich immer sehr friedlich. 

Christian Jung:
Es gibt natürlich ein Sicherheitskonzept und Sicherheitspersonal auf dem Gelände, die sicherstellen sollen, dass alles friedlich verläuft. Wir haben auch ganz von Anfang an gesagt, dass wir keinen starken Alkohol auf dem Festivalgelände wollen. Es wird also nur Bier oder Wein ausgeschenkt, nichts Hochprozentiges. Ansonsten hängt es auch davon ab, welche Bands auf der Bühne stehen. Dieses Jahr war ein Thema, dass wir zwei Acts angeboten bekommen haben, in deren Songtexten menschenfeindliche Botschaften vermittelt wurden. Da haben wir sofort gesagt: “Nein, das können wir nicht machen.” Zum Glück haben wir da vorher nochmal recherchiert. Wie auch in vielen anderen Fällen, wird dann gerne argumentiert, dass es ja ironisch gemeint ist. Ob es so ankommt, ist die andere Frage.

Achtet ihr auf Inklusion bei der Planung? 
Christian Jung:
Barrierefreiheit ist dieses Jahr auf jeden Fall auch ein Thema. Wir schauen darauf, dass das Festival möglichst barrierefrei ist und dass man überall als Rollstuhlfahrer hinkommt. Der Campus an sich ist schon sehr barrierefrei und es wird von Hochschulseite aus sehr darauf geachtet. Aber wir freuen uns natürlich über alle Hinweise, wo es noch barrierefreier sein könnte.

Silke Bertaloth:
Wir haben eine Kollegin, die insbesondere dafür eingestellt worden ist. Sie beurteilt die Veranstaltungen nach Inklusivität und berät uns.  

Achtet ihr bei der Planung des Festivals auf Nachhaltigkeit?
Silke Bertaloth:
Ja, besonders achten wir auf die Müllvermeidung. Wir haben mit den Food Trucks und mit dem Studierendenwerk ausgemacht, dass wir kein Einweggeschirr verwenden. Weder zum Trinken noch zum Essen. Wir haben ein Pfandsystem. Daher sollte rein theoretisch kein Müll entstehen, außer Papierservietten. Wir bitten auch um entsprechende Unterstützung. Nachhaltigkeit ist vielen Studis total wichtig und da hoffen wir auf eine gewisse Solidarität. Das Gelände ist ja im weitesten Sinne auch Natur. Wir haben am Campus diverse Insektenwiesen, die von Studierenden oder vom Nachhaltigkeitsteam betreut werden. Insofern ist da die Bitte, dass einfach darauf geachtet wird, dass man entsprechend sorgsam damit umgeht. Letztes Jahr haben wir im Vergleich zum vorletzten Jahr schon eine deutliche Verbesserung gespürt. Das Essen ist auch ein Schwerpunkt. Wir sind dem vegetarischen beziehungsweise veganen Essen sehr zugetan. Insofern haben wir da auch nochmal ein besonderes Augenmerk darauf, eine Vielfalt an Essensangeboten zu ermöglichen und gleichzeitig eine Ausrichtung zu haben, die tatsächlich in die fleischlose und vegane Richtung geht. Auch um da noch mal einen Impuls für mehr Nachhaltigkeit zu setzen. 

Christian Jung:
Wie du merkst, beschäftigen wir uns sehr mit dem Thema und stellen auch die Stellschrauben immer wieder neu, je nachdem wie gerade der Sachstand ist. Wir geben uns wirklich viel Mühe, so nachhaltig wie möglich zu sein.

Was wäre euer Wunsch für die Zukunft des Festivals?
Silke Bertaloth:
Dieses Jahr ist der Hochschulsport verstärkt involviert. Wir haben Volleyball, Zumba, Tischtennis und es gibt eine neue Sport Box am Campus. Der Hochschulsport hat superschöne Angebote. Wir wollen dafür gerne die Wahrnehmung stärken und die Aufmerksamkeit auf die Angebote lenken.

Christian Jung:
Ansonsten ist mein persönlicher Wunsch, dass das Festival sich immer mehr in der Region etabliert, um sich gegenüber den großen Festivals durchsetzen zu können. Das Problem für kleine lokale Festivals ist, dass die großen Festivals sogenannten Gebietsschutz haben. Alles, was dort spielt, darf dann im Umkreis von 150 Kilometern nicht auf einem anderen Festival spielen. Das ist natürlich total schwierig für ein kleines Festival, da man natürlich auch nicht die Gagen zahlen kann, die andere zahlen können. Insofern ist man da schon darauf angewiesen, dass das Festival ein Standing hat.

Was waren eure Highlights der vergangenen Jahre?
Silke Bertaloth:
Der Open Dance Floor von Basskultur. Die haben dort immer so tolle Stimmung hinbekommen und die Leute haben dann unter dem freien Himmel getanzt. Das fand ich total mitreißend und schön. Die Musik hat mir persönlich auch sehr gefallen. Ich komme eher so aus der Techno-Richtung und das hat mir sehr zugesagt.

Christian Jung:
Ich habe aus dem Bühnenprogramm drei Highlights, die mir persönlich in Erinnerung geblieben sind. Madness und Döll waren vor zwei Jahren eingeladen und dann ist der Worst-Case eingetreten, dass Döll kurz vor Showtime an Corona erkrankt ist. Madness hat dann gesagt, dass er es alleine macht. Sowas ist natürlich total schwierig , weil man das ganze Programm neu gestalten muss. Er hat trotzdem die Wiese gerockt. Das fand ich super. Dann war da noch Gloria beim ersten Campusfestival. Aufgrund seines Bekanntheitsgrades hatten wir Befürchtungen, was den Personenschutz betrifft, weil er zu der Zeit mit einem Statement gegen rechts in den Medien vertreten war. Er ist von der rechten Szene richtig angefeindet worden und es gab auch Morddrohungen. Nach dem Konzert hat er es sich trotzdem nicht nehmen lassen, in die Menge zu laufen und sich mit den Leuten zu unterhalten. Das fand ich sehr schön. Es gab keine Anfeindungen, sondern im Gegenteil einfach nur ein ganz friedliches Publikum. Großstadtgeflüster war von der Stimmung her einfach eine Riesenparty. Das war toll. 

Wie können sich Studierende beim Campusfestival engagieren?
Christian Jung:
Wir suchen fürs nächste Jahr wieder Helfer und Helferinnen. Leute können sich bei uns gerne als Aufbau- und Abbauhelfer, aber auch für die Künstlerbetreuung und fürs Catering melden. Ansonsten ist das Booking für mich immer so ein bisschen ein Blick in die Glaskugel. Mir fehlt ein bisschen das Feedback, welche Bands bei den Studis gut ankommen. Was die Nachhaltigkeit betrifft, arbeiten wir auch mit dem Green Office zusammen. Das ist ja auch eine Anlaufstelle für Studis, um sich Ideen einzubringen. Wenn sich Leute mit konkreten Ideen engagieren wollen, was die Nachhaltigkeit betrifft, gerne her damit.

English version (automated translation):

Inside Campusfestival – Sustainability, diversity and inclusion: How do you plan a festival?

by Katarina Neher (12.06.2024)

It’s that time again this thursday: the Campus Festival takes place on 13.6. Lena&Linus, Rikas, Clara John and Zartmann will be there. There will also be the opportunity to take advantage of various university sports activities and try out the wide range of food options. The party starts at 2 pm. The after-show party starts at 10 pm in Café Glaskasten. As every year, admission is free.

Ach_dasta! spoke to Silke Bertaloth and Christian Jung from the University Communications team. They talk about how to make an event an enjoyable experience for all visitors and which aspects need to be taken into account during planning to make the festival a sustainable project.

Attention:
If you would like to get involved in next year’s Campus Festival or if you have any questions, suggestions or feedback, please contact us at: kontakt.hkom@h-da.de.

illustration: Margo Sibel Koneberg

Who do you want to reach with the campus festival?
Silke Bertaloth:
Everyone who is involved with the university, whether they are studying or working there. However, we also explicitly want to reach people from the surrounding area and are happy if many come who otherwise have no connection to the university. This includes students who are still deciding where to study. This way, we can make the university an experience, also as a place where people enjoy going.

How do you choose the acts?
Christian Jung:
We have a few criteria that definitely need to be met. We always want to have an opening act that is not very well-known and preferably comes from the region, to support newcomers. This year is an exception. Clara John is from Osnabrück, but she totally convinced me when I saw her live. She creates a really good atmosphere, even though she is alone on stage. That’s the other aspect. It should definitely appeal to a student audience and create a good atmosphere.

Do you pay attention to diversity in the lineup?
Christian Jung:
Yes, definitely. Nowadays, it’s essential to do this when organizing a festival. It’s important to us that not only male musicians are on stage. We want to ensure that we have many female musicians performing as well. It’s clear that women make music just as well as men.

How do you finance such a festival?
Silke Bertaloth:
We are responsible for university communication and public relations. The department has a certain budget. These funds can be used for specific measures. As long as the campus festival is well-received by the public, we will continue to organize it.

Christian Jung:
It’s really fortunate that we have the opportunity to operate with a budget that has so far managed without sponsorship. At many festivals, you are bombarded with advertising. That’s not the case at the campus festival, and I find that nice.

How do you ensure the festival is a safe event for everyone?
Silke Bertaloth:
This is a question we could actually focus on more intensively, especially regarding assaults. When it comes to sexual assaults, we might not even notice them in doubtful cases. Of course, within the university, we have contact points like the Gender Equality Office, where people can turn if they need support. Fortunately, it has always been very peaceful so far.

Do you consider diversity in the lineup?
Christian Jung:
Yes, definitely. Nowadays, it’s essential when organizing a festival. It’s important to us that not only male musicians are on stage. We want to ensure that we have many female musicians performing as well. It’s clear that women make music just as well as men.

How do you finance such a festival?
Silke Bertaloth:
We are responsible for university communication and public relations. The department has a certain budget. These funds can be used for specific measures. As long as the campus festival is well-received by the public, we will continue to organize it.

Christian Jung:
It’s really fortunate that we have the opportunity to operate with a budget that has so far managed without sponsorship. At many festivals, you are bombarded with advertising. That’s not the case at the campus festival, and I find that nice.

How do you ensure the festival is a safe event for everyone?
Christian Jung: Of course, there is a security concept and security personnel on site to ensure that everything runs smoothly. From the beginning, we decided not to allow strong alcohol on the festival grounds. So, only beer and wine are served, nothing high-proof. Additionally, it depends on which bands are performing. This year, we had two acts offered to us whose lyrics conveyed hateful messages. We immediately said, „No, we can’t do that.“ Fortunately, we researched beforehand. As in many other cases, it’s often argued that it’s meant to be ironic. Whether it comes across that way is another question.

Do you consider inclusion in your planning?
Christian Jung:
Accessibility is definitely a topic this year. We ensure that the festival is as barrier-free as possible and that wheelchair users can access all areas. The campus itself is already very barrier-free, and the university pays close attention to this. But we are always open to suggestions on how to improve accessibility.

Silke Bertaloth:
We have a colleague specifically hired for this purpose. She evaluates the events for inclusivity and advises us.

Do you consider sustainability in the festival planning?
Silke Bertaloth:
Yes, we particularly focus on waste reduction. We agreed with the food trucks and the student union not to use disposable dishes for food and drinks. We have a deposit system, so theoretically, no waste should be generated except for paper napkins. We also ask for corresponding support. Sustainability is very important to many students, and we hope for a certain solidarity. The campus is, in the broadest sense, also part of nature. We have several insect meadows maintained by students or the sustainability team. Therefore, we ask people to treat these areas with care. Compared to the previous year, we already noticed a significant improvement. Food is also a focus. We are very supportive of vegetarian and vegan food. So, we pay special attention to offering a variety of food options, leaning towards meatless and vegan choices to promote sustainability.

Christian Jung:
As you can see, we are very concerned with the topic and constantly adjusting our approach based on the current situation. We put a lot of effort into being as sustainable as possible.

What are your wishes for the future of the festival?
Silke Bertaloth:
This year, the university sports department is more involved. We have volleyball, Zumba, table tennis, and a new sports box on campus. The university sports department has great offerings. We want to increase awareness and draw attention to these offerings.

Christian Jung:
My personal wish is that the festival becomes more established in the region to compete with larger festivals. The problem for small local festivals is that large festivals have territorial protection clauses. Acts that perform at those festivals cannot play at another festival within a 150-kilometer radius. This is challenging for a small festival since we can’t pay the same fees as others. Therefore, we rely on the festival having a strong reputation.

What have been your highlights from past years?
Silke Bertaloth:
The open dance floor by Basskultur. They always created such a great atmosphere, and people danced under the open sky. I found that really exciting and beautiful. I personally enjoyed the music a lot since I come from a techno background.

Christian Jung:
I have three highlights from the stage program that stand out. Two years ago, we invited Madness and Döll. Then, the worst-case scenario happened: Döll got sick with COVID-19 shortly before the show. Madness decided to perform alone, which was incredibly challenging since the whole program had to be rearranged. But he rocked the field anyway, which was fantastic. Then there was Gloria at the first campus festival. Due to his high profile, we were worried about his safety because he had recently made a statement against the far-right and received death threats. Despite this, after the concert, he mingled with the crowd, which was really nice. There were no hostilities, just a peaceful audience. Großstadtgeflüster created a huge party atmosphere, which was amazing.

How can students get involved in the campus festival?
Christian Jung:
We are looking for helpers for next year. People can volunteer as setup and takedown helpers, for artist support, and for catering. The booking process is always a bit like looking into a crystal ball for me. I lack some feedback on which bands are popular among the students. Regarding sustainability, we work with the Green Office, which is also a point of contact for students to contribute ideas. If students want to get involved with specific ideas for sustainability, they are very welcome to do so.

Ein Gedanke zu „Inside Campusfestival – Nachhaltigkeit, Diversität und Inklusion: Wie plant man ein Festival?“

  1. Pingback: Campusfest 2024 - Recap - Ach_dasta!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert