“Iran’s only solution: Revolution!” | Teil 1
von Dorna
They kill in your silence.
Iran’s only solution: Revolution!
Justice for Iran – Women Life Freedom – Frauen Leben Freiheit
Ich habe das Privileg, in Deutschland geboren zu sein und frei zu sein. Viele haben das nicht. 1980 bildeten sich im Iran Gruppen, die gegen die gesetzliche Pflicht des Tragens eines Hijabs demonstrierten. Es folgten immer mehr Gruppen, die Reformen des neuen Regimes forderten. Mit 21 wurde meine Mutter festgenommen, so wie viele andere junge Menschen. Nach zwei Jahren ließen sie sie wieder frei, als eine der sehr wenigen, wie sie danach erfuhr, denn viele ihrer Freunde hat sie nie wieder gesehen. Und es hört nicht auf.
Seit ich denken kann, geht sie in Deutschland auf Demonstrationen, seit Jahrzehnten berichtet sie von Freunden, die angeblich an Herzversagen im Gefängnis gestorben sind, tatsächlich aber gefoltert und getötet wurden. Von jungen Menschen, die öffentlich hingerichtet werden, von dem Schmerz der Mütter, denen sie ihre Kinder nehmen und andersherum. Sie trauert um die Denker im Exil und die ermordeten Journalistinnen, Musikerinnen, Künstlerinnen, Studentinnen, Menschenrechtler*innen und Menschen. Sie sagt, wie froh sie doch ist, nicht dort zu leben, sie könnte es niemals ertragen, sie ist nun Deutsche. Und doch spüre ich den Kloß in ihrem Hals, die Sehnsucht.
Immer wieder demonstriert das Regime meiner Familie seine Macht, entzieht ihnen Pässe, zwingt sie dazu, Papiere zu unterschreiben, in denen sie ihre eigenen Geschwister als „Regime-Feinde“ betiteln, um eine Ausreisegenehmigung zu erhalten. Meine Familie wird ausgefragt über Wohnort und Beschäftigung derer, die sich aus dem Ausland laut machen, vom Zustand im Iran berichten und nach Hilfe auf dem Rest des Globus suchen. Ich war zuletzt mit 13 dort. Es ist ein wunderschönes Land mit wunderschönen, liebevollen, gebildeten und hilfsbereiten Menschen, mit himmlischen Gärten, lebendigen Städten und geschmückten Orten. Doch in Freiheit lebt niemand: Ich habe gesehen, wie ein Mädchen von zwei Frauen auf offener Straße, aus vollster Kehle schreiend, in einen Wagen gezerrt wurde, mitten an einer großen Shoppingmall. Meinen Aufenthalt dort konnte ich nur noch von Kopf bis Fuß in einer Decke verhüllt genießen; die Angst, auch mitgenommen zu werden, war zu groß. Und dann geht alles weiter, als hätten sich die Leute mit der täglichen Angst abgefunden, um weiterleben zu können.
Ich vermisse den Duft der Straßen dort. Wie muss es denen gehen, die durch dieses Regime von ihrer Familie, von ihren Freunden, von ihren Straßen und vom Duft der Heimat getrennt wurden und nie wieder zurück können? Die islamische Regierung versucht seit Anbeginn auszusortieren, versucht, diejenigen die das Wort „Freiheit“ spüren wollen, aus dem Land zu ekeln oder sich derer durch Angstmache, Terror und Mord zu entledigen, um eine islamische Republik, fernab vom Weltgeschehen unter ihrer Schreckensherrschaft zu erzwingen. Aber wir lassen das nicht zu. Den Traum, wieder unsere Familienmitglieder zu umarmen, den Traum vom Leben ohne Unterdrückung, geben wir nicht auf. Wir geben dieses wunderbare Land und seine Menschen nicht her, deshalb demonstrieren diese Menschen seit 43 Jahren für ihre Freiheit; aber niemand hört hin. Kein Land schenkt ihnen Beachtung, nein, sie verhandeln sogar mit diesen Mördern, an deren Händen das Blut der iranischen Jugend klebt.
In diesem Jahr ist mein Vater verstorben. Keiner von uns konnte zur Beerdigung. Ich kann nicht zum Grab meines Vaters. Ich würde damit mein Leben riskieren und das völlig unabhängig von den laufenden Protesten. Erfan, mein Cousin, wurde vor zwei wenigen Wochen im Alter von 24 Jahren bei Demonstrationen in Shiraz von der Polizei erschossen. Seine Familie selbst ist sehr gläubig und nie laut gegen das Regime gewesen. Seine Eltern, Angehörige und Danjal, sein Bruder, wurden gezwungen, einen Brief zu unterschreiben, in dem sie einwilligen, niemandem über seinen Tod zu berichten, weil sie sich damit strafbar machen. Sein Leichnam wird nicht an die Familie ausgehändigt, es sei denn, sie erzählt der Öffentlichkeit, er sei der Sittenpolizei zugehörig und für das Regime
gefallen! Das ist eine Lüge! Er hat demonstriert und für die Freiheit seiner Jugend gekämpft! Wir können keinen Kontakt zu ihnen aufnehmen, sie bitten uns, unter keinen Umständen an die Presse und Öffentlichkeit zu gehen, weil ihnen gedroht wird und sie mit tödlichen Strafen rechnen. Wir wissen nicht, wie wir handeln sollen und haben Angst. Das Internet wurde gekappt, die Bevölkerung, unsere Familie, wird vom Rest der Welt isoliert. Wir sind zutiefst in Trauer.
Ich möchte Sie alle bitten, sich zu informieren, den unbeschreiblich Mut dieser Revolution geführt von Teenagerinnen, die lediglich ein Teil der Welt sein möchten, zu bekunden und zu teilen, denn jetzt ist ihre Chance auf Freiheit und wir müssen ihnen beistehen! Es ist zu viel unschuldiges Blut geflossen, das von den Medien und der Politik wortlos und mit unmenschlichen Schweigen übertüncht wird. Für Menschlichkeit gibt es keine Ländergrenzen, man kann das Menschenrecht und Freiheit nicht erwirtschaften.