Von New York bis Darmstadt: die Geschichte des Christopher Street Day
von Stay Eller (11.09.2024)
Der Christopher Street Day (CSD) hat sich weltweit als ein Symbol des Widerstands und der Forderung nach Gleichberechtigung für die LGBTQIA+-Community etabliert. Doch wie genau entstand diese Bewegung, die nicht nur in Metropolen wie New York, sondern auch in kleineren Städten wie Darmstadt gefeiert wird?
Illustration: Margo Sibel Koneberg
Wie der CSD zu seinem Namen gekommen ist
Der CSD steht heute für den Protest gegen Diskriminierung und die Forderung nach Akzeptanz und gleichen Rechten für queere Menschen. Seine Wurzeln reichen dabei bis ins New York der späten 1960er Jahre zurück, als am 28. Juni 1969 der Aufstand in der Christopher Street begann. In der berühmten Schwulenbar „Stonewall Inn“ wehrten sich Homosexuelle gegen eine Polizei-Razzia – ein historisches Ereignis, das als „Stonewall Riots“ bekannt wurde und laut der bpb als Wendepunkt in der Geschichte der LGBTQIA+-Bewegung gilt. Dieser Widerstand löste eine Welle von Protesten und politischen Aktionen aus, die den Grundstein für die moderne queere Emanzipationsbewegung legten.
Ein Jahr nach diesen Ereignissen, im Juni 1970, wurde in New York die erste Gedenkdemonstration abgehalten, die den Christopher Street Day begründete. Dieser Marsch, der an die Kämpfe der „Stonewall Riots“ erinnern sollte, wuchs schnell zu einer internationalen Bewegung heran. Heute wird der CSD in vielen Städten auf der ganzen Welt gefeiert und erinnert nicht nur an die historischen Kämpfe, sondern setzt sich nach wie vor für die Rechte und Sichtbarkeit queerer Menschen ein.
Der CSD in Deutschland: Ein langer Weg zur Sichtbarkeit
In Deutschland brauchte es noch einige Zeit, bis die CSD-Bewegung Fuß fasste. Laut der bpb wurde der erste Christopher Street Day erst 1979 in Berlin organisiert. Die deutsche Schwulenbewegung, die vor allem aus der Studentenbewegung der 1960er Jahre hervorging, forderte zu dieser Zeit insbesondere die Abschaffung des Paragraphen 175. Dieser Paragraph, der homosexuelle Handlungen unter Strafe stellte, war jahrzehntelang ein Symbol der staatlichen Unterdrückung von Homosexuellen. Obwohl er 1969 reformiert wurde, war die vollständige rechtliche und gesellschaftliche Gleichstellung noch lange nicht erreicht.
Der erste CSD in Berlin war zwar klein, aber richtungsweisend. In den darauffolgenden Jahren wuchs die Bewegung und viele Städte in Deutschland begannen, ihre eigenen CSD-Paraden zu organisieren. Heute zählen Veranstaltungen in Städten wie Köln, Hamburg und Berlin zu den größten und buntesten Events des Jahres, die hunderttausende Menschen anziehen. Trotz der festlichen Atmosphäre bleibt der politische Kern des CSD stets präsent: der Kampf gegen Diskriminierung und für rechtliche Gleichstellung.
Der CSD in Darmstadt: Eine Erfolgsgeschichte aus der Region
Auch in kleineren Städten wie Darmstadt hat sich im Laufe der Jahre eine eigene CSD-Tradition entwickelt – wenngleich der Weg dorthin deutlich länger war. Laut der Frankfurter Rundschau gab es in Darmstadt bis in die späten 1990er Jahre kaum öffentliche Anlaufstellen für queere Menschen. Dies änderte sich jedoch, als im Jahr 2010 der Verein „vielbunt“ gegründet wurde. Der Verein hatte das Ziel, die queere Gemeinschaft in Darmstadt zu stärken und einen eigenen Christopher Street Day zu organisieren. Bereits 2011 fand dann der erste Darmstädter CSD auf dem Riegerplatz statt – allerdings noch ohne die für CSDs typischen Paraden. Zu Beginn war die Veranstaltung klein und zurückhaltend, doch mit der Zeit entwickelte sich der CSD in Darmstadt zu einem festen Bestandteil des städtischen Lebens.
Beim diesjährigen CSD, der unter dem Motto „Schillernd gegen Schund! Darmstadt bleibt bunt“ stattfand, demonstrierten rund 2.500 Menschen friedlich für eine queerfreundlichere Gesellschaft. Wie die Hessenschau berichtete, wurden dabei nicht nur Vielfalt und Toleranz gefeiert, sondern auch politische Forderungen laut. Ein Sprecher des Vereins Vielbunt forderte, dass sich Politiker stärker für die Rechte der LGBTQIA+-Community einsetzen, insbesondere angesichts der jüngsten Wahlerfolge rechtspopulistischer Parteien in Deutschland. Sozialministerin Heike Hofmann (SPD) kündigte an, dass die hessische Landesregierung Maßnahmen gegen queerfeindliche Gewalt umsetzen wolle. Die Parade führte durch die Darmstädter Innenstadt und endete auf dem Luisenplatz, wo sie von einer Abschlussfeier in der Centralstation gekrönt wurde.
Die Bedeutung des CSD: Befreiung überall
Trotz der bunten und ausgelassenen Atmosphäre, die viele CSD-Veranstaltungen prägt, bleibt der politische Charakter zentral. Auch heute gibt es noch Bereiche, in denen LGBTQIA+-Menschen Diskriminierung erfahren – sei es im Arbeitsumfeld, im Alltag oder durch rechtliche Benachteiligungen.
Der CSD in Darmstadt und in vielen anderen Städten ist daher weit mehr als nur eine Feier. Er bietet eine wichtige Plattform, um auf Missstände aufmerksam zu machen, Solidarität zu zeigen und das gesellschaftliche Bewusstsein zu schärfen. Die Bewegung, die vor über 50 Jahren in der Christopher Street in New York begann, hat weltweit große Fortschritte erzielt und zeigt, dass der Kampf um Akzeptanz und die Rechte der LGBTQIA+-Community keine geografischen Grenzen kennt.
Auch wenn der CSD heute oft als große Party gefeiert wird, bleibt seine ursprüngliche Mission aktuell: Der Einsatz für gleiche Rechte und gegen Diskriminierung ist weiterhin nötig. Veranstaltungen wie der CSD in Darmstadt stehen nach wie vor für politisches Engagement und gesellschaftlichen Wandel. Die Geschichte des CSD ist ein lebendiges Zeugnis dafür, wie eine lokale Bewegung globale Relevanz erlangen kann – und wie wichtig es ist, diesen Weg weiterzugehen.
English version (automated translation):
From New York to Darmstadt: The History of Christopher Street Day
by Stay Eller (11.09.2024)
Christopher Street Day (CSD) has become a global symbol of resistance and a call for equality for the LGBTQIA+ community. But how exactly did this movement originate, which is celebrated not only in major cities like New York but also in smaller towns like Darmstadt?
illustration: Margo Sibel Koneberg
How the CSD Got Its Name
Today, the CSD represents a protest against discrimination and a demand for acceptance and equal rights for queer people. Its roots go back to late 1960s New York when, on June 28, 1969, the uprising on Christopher Street began. In the famous gay bar “Stonewall Inn,” homosexuals resisted a police raid—an event known as the “Stonewall Riots,” which, according to the German Federal Agency for Civic Education (bpb), is considered a turning point in the history of the LGBTQIA+ movement. This resistance sparked a wave of protests and political actions that laid the foundation for the modern queer emancipation movement.
A year after these events, in June 1970, the first commemorative demonstration was held in New York, marking the beginning of the Christopher Street Day. This march, intended to honor the struggles of the “Stonewall Riots,” quickly grew into an international movement. Today, the CSD is celebrated in many cities worldwide, not only commemorating the historical struggles but also continuing to advocate for the rights and visibility of queer people.
The CSD in Germany: A Long Road to Visibility
It took some time for the CSD movement to gain traction in Germany. According to the bpb, the first Christopher Street Day was organized in Berlin in 1979. The German gay rights movement, which emerged mainly from the student movement of the 1960s, was particularly focused on abolishing Paragraph 175 at that time. This law, which criminalized homosexual acts, was a symbol of state oppression of homosexuals for decades. Although it was reformed in 1969, full legal and social equality was still far from being achieved.
The first CSD in Berlin was small but groundbreaking. In the following years, the movement grew, and many cities in Germany began to organize their own CSD parades. Today, events in cities like Cologne, Hamburg, and Berlin are among the largest and most colorful of the year, attracting hundreds of thousands of people. Despite the festive atmosphere, the political core of the CSD remains ever-present: the fight against discrimination and for legal equality.
The CSD in Darmstadt: A Regional Success Story
Even in smaller cities like Darmstadt, a distinct CSD tradition has developed over the years—though the journey was much longer. According to the Frankfurter Rundschau, there were hardly any public venues for queer people in Darmstadt until the late 1990s. This changed when the association “vielbunt” was founded in 2010. The association aimed to strengthen the queer community in Darmstadt and organize its own Christopher Street Day. The first CSD in Darmstadt took place in 2011 at Riegerplatz, though without the typical CSD parades. Initially small and modest, the event gradually became a fixture of city life.
At this year’s CSD, held under the motto “Shimmering Against Trash! Darmstadt Stays Colorful,” around 2,500 people peacefully demonstrated for a more queer-friendly society. As reported by Hessenschau, the event not only celebrated diversity and tolerance but also raised political demands. A spokesperson from Vielbunt called on politicians to do more to support the rights of the LGBTQIA+ community, especially in light of recent electoral successes of right-wing populist parties in Germany. Social Minister Heike Hofmann (SPD) announced that the Hessian state government would implement measures against queer-hostile violence. The parade moved through downtown Darmstadt and ended at Luisenplatz, culminating in a closing celebration at Centralstation.
The Importance of the CSD: Liberation Everywhere
Despite the vibrant and festive atmosphere of many CSD events, the political nature remains central. Even today, there are still areas where LGBTQIA+ people face discrimination—whether in the workplace, daily life, or through legal disadvantages.
The CSD in Darmstadt and many other cities is much more than just a celebration. It provides an important platform to highlight injustices, show solidarity, and raise social awareness. The movement, which began over 50 years ago on Christopher Street in New York, has made significant global progress and demonstrates that the fight for acceptance and the rights of the LGBTQIA+ community knows no geographical boundaries.
Even though the CSD is often celebrated as a big party today, its original mission remains relevant: the fight for equal rights and against discrimination is still necessary. Events like the CSD in Darmstadt continue to stand for political engagement and social change. The history of the CSD is living proof of how a local movement can gain global relevance—and how important it is to continue on this path.
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