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Themenwoche: Femizide – eine Einleitung

von Louisa Albert (04.03.2024)

Alle zwölf Minuten wird weltweit eine Frau oder ein Mädchen durch die Hand ihres Partners oder ihrer Familie umgebracht. Auch in Deutschland stirbt fast alle drei Tage eine Frau auf diese Weise. Wenn Frauen aufgrund ihres Geschlechts umgebracht werden, spricht man von einem Femizid. Die Soziologin Diana Russell war es, die 1976 den Begriff „femicide“ erstmals als Bezeichnung für geschlechtsbezogene Frauentötungen verwendete. Doch Gewalt gegen Frauen beginnt meist schon sehr viel früher. Laut einer Studie der Kriminologin Jane Monckton Smith, Dozentin an der University of Gloucestershire, gehen den Tötungen oftmals häusliche Gewalt oder Stalking voraus und eine Beziehung, die von Kontrolle, starker Eifersucht, psychischer Gewalt oder starker Isolierung geprägt ist. 

Illustration: Margo Sibel Koneberg

Ursache in patriarchalen Strukturen
Viele Täter handeln aus Angst, die Kontrolle über die Frau zu verlieren, was auf das strukturelle Problem hinweist, das hinter Femiziden steckt. Vermeintliche Besitzansprüche von (Ex-)Partnern, Vätern oder Brüdern gegenüber Frauen und Mädchen sind Resultate patriarchaler Gesellschaftsstrukturen, die bis heute anhalten. Unter dem Patriarchat versteht man in der Soziologie ein System sozialer Beziehungen, Werte, Normen und Verhaltensmuster, die vorwiegend von Männern geprägt sind und somit die bevorzugte Stellung von Männern in allen Teilen der Gesellschaft begünstigen. So haben Frauen bis heute in vielen Teilen der Welt nicht dieselben Rechte wie Männer, leisten öfter als Männer unbezahlte Sorgearbeit, haben seltener einen Zugang zu Bildung und finden sich Zuhause und in der Arbeitswelt mit konservativen Rollenbildern konfrontiert. Zwar haben Forschungsergebnisse eine Korrelation zwischen Hormongehalt und kognitiver Leistung belegt, diese ist jedoch eher gering und spricht weder für eine generelle Überlegenheit der Männer, noch für eine der Frauen (Quelle 6&7). Trotzdem hält sich die tief verwurzelte Vorstellung, das Männliche sei dem Weiblichen überlegen, die als grundlegende Ursache für Gewalt an Frauen und Mädchen gilt. 

Präventions- und Schutzmaßnahmen sind ausbaufähig 
Um Frauen vor struktureller Gewalt und Femiziden zu schützen, benötigt es die gemeinsame Arbeit von Polizei, Justiz, Medien und Politik. Diese steht zurzeit jedoch noch vor einigen Baustellen. Der Zugang zu Unterstützungs- und Schutzmaßnahmen für gefährdete Frauen (und deren Kinder) ist in Deutschland unzureichend. Frauenhäuser, also Häuser, in denen betroffene Frauen Schutz und Hilfe bekommen, und Beratungsstellen sind nicht ausreichend vorhanden, oftmals fehlt es an Personal und Geld. Keine oder nur unzureichende Strafen für Täter und eine Medienberichterstattung ohne strukturellen Kontext verstärken die Problematik. Um Femizide im Vorfeld besser erkennen und verhindern zu können, braucht es bessere Instrumente zur Risikobewertung und einen besseren Zugang zu sofortiger Hilfe und Unterstützung für alle gefährdeten Frauen. Umfassende Öffentlichkeitsarbeit sollte für Themen wie geschlechtsspezifische Gewalt und Femizide sensibilisieren, während Schulungen im Gesundheitswesen und in der Justiz das Bewusstsein für Gewalt gegen Frauen sowie den Schutz von Betroffenen schärfen können. 

Politische Maßnahmen
Politische Maßnahmen wie das European Observatory on Femicide (EOF) oder das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt, auch bekannt als Istanbul-Konvention, sind erste Schritte, notwendige Maßnamen politisch zu verankern. Das EOF widmet sich mithilfe von Datenerfassung und Forschung der Prävention von Femiziden. Die Istanbul-Konvention ist ein 2011 ausgearbeiteter völkerrechtlicher Vertrag, der verbindliche Rechtsnormen gegen Gewalt an Frauen und häusliche Gewalt schaffen soll. Seit dem 1. Februar 2018 ist er auch in Deutschland gültig. 

Fazit
Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache, sondern ein strukturelles gesellschaftliches Problem. Um Frauen besser zu schützen, werden bereits einige Schritte auf staatlicher und privater Ebene getan. Damit Maßnahmen konsequent umgesetzt werden, benötigt es jedoch noch weitere Aufklärung und stärkeren staatlichen Schutz. 

Hier bekommt ihr Hilfe:

Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: Tel: 116 016 oder unter https://www.hilfetelefon.de
Bundesweites Hilfetelefon: 09000116016 (rund um die Uhr, kostenfrei, in 17 Sprachen)
Fachberatungsstelle für von Häuslicher Gewalt Betroffene, UnterstützerInnen und Interessierte: 06151-375080
Der Notruf nach sexueller Gewalt von pro familia Darmstadt: https://hilfe-nach-sexueller-gewalt-darmstadt.de/

English version (automated translation):

Topic week: Femicides – An introduction

by Louisa Albert (04.03.2024)

Every twelve minutes, a woman or girl is killed worldwide at the hands of her partner or family. In Germany, too, a woman dies in this way almost every three days. When women are killed because of their gender, it is called femicide. It was the sociologist Diana Russell who first used the term „femicide“ in 1976 to describe gender-related killings of women. However, violence against women usually begins much earlier. According to a study by criminologist Jane Monckton Smith, a lecturer at the University of Gloucestershire, the killings are often preceded by domestic violence or stalking and a relationship characterized by control, intense jealousy, psychological violence or severe isolation.

illustration: Margo Sibel Koneberg

Caused by patriarchal structures
Many perpetrators act out of fear of losing control over the woman, which points to the structural problem behind femicide. Alleged claims of ownership by (ex-)partners, fathers or brothers over women and girls are the result of patriarchal social structures that persist to this day. In sociology, patriarchy refers to a system of social relationships, values, norms and patterns of behavior that are predominantly shaped by men and thus favor the preferred position of men in all parts of society. In many parts of the world, women still do not have the same rights as men, perform unpaid care work more often than men, have less access to education and are confronted with conservative role models at home and in the world of work. Although research has shown a correlation between hormone levels and cognitive performance, this is rather low and does not indicate a general superiority of either men or women. Nevertheless, the deeply rooted idea that the male is superior to the female persists and is considered to be the fundamental cause of violence against women and girls.

Prevention and protection measures can be expanded
In order to protect women from structural violence and femicide, the police, judiciary, media and politicians need to work together. However, there are still a number of areas that need to be addressed. Access to support and protection measures for women at risk (and their children) is inadequate in Germany. There are not enough women’s shelters, i.e. houses where affected women can get protection and help, or advice centers, and there is often a lack of staff and money. No or inadequate penalties for perpetrators and media coverage without a structural context exacerbate the problem. In order to better identify and prevent femicides in advance, better risk assessment tools and better access to immediate help and support for all women at risk are needed. Comprehensive public relations work should raise awareness of issues such as gender-based violence and femicide, while training in healthcare and the justice system can raise awareness of violence against women and the protection of those affected.

Political actions
Political measures such as the European Observatory on Femicide (EOF) or the Council of Europe Convention on Preventing and Combating Violence against Women and Domestic Violence, also known as the Istanbul Convention, are the first steps towards establishing the necessary measures politically. The EOF is dedicated to the prevention of femicide through data collection and research. The Istanbul Convention is an international treaty drawn up in 2011 to create binding legal norms against violence against women and domestic violence. It has also been in force in Germany since February 1, 2018.

Conclusion
Violence against women is not a private matter, but a structural social problem. Some steps are already being taken at state and private level to better protect women. However, further education and stronger state protection are needed to ensure that measures are implemented consistently.

You can get help here:

The „Violence against women“ helpline: Tel: 116 016 or at https://www.hilfetelefon.de
Nationwide help hotline: 09000116016 (around the clock, free of charge, in 17 languages)
Specialist advice center for those affected by domestic violence, supporters and interested parties: 06151-375080
The pro familia Darmstadt emergency hotline after sexual violence: https://hilfe-nach-sexueller-gewalt-darmstadt.de/

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