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Tierschutz in Krisengebieten: Zwischen Moral und sozialen Medien

Von Nina Freudenreich (16.Apr.2025)

Besonders in Kriegszeiten wird das Leid von Tieren oft übersehen. Dennoch gibt es Hilfsorganisationen, die in diese Gebiete reisen und vor Ort Tiere retten. Mit solchen Aktionen schaffen sie Bewusstsein und lenken die Aufmerksamkeit auf ein wichtiges, aber oft vernachlässigtes Thema. Tiere, die sonst kaum eine Überlebenschance hätten, können gerettet, versorgt und in eine sichere Umgebung gebracht werden. 

Illustration: Margo Sibel Koneberg

Ein moralisches Dilemma

Aber das Ganze steht auch in einem ethischen Konflikt: Sollte man in einem Kriegsgebiet Tiere retten, in dem täglich Menschen sterben? Die für die Rettung verwendeten Mittel könnten schließlich auch für die direkte Hilfe von Menschen in der Region eingesetzt werden. Es ist ein legitimes moralisches Dilemma. Auch wenn genaue Zahlen schwer zu ermitteln sind, ist klar, dass beispielsweise in der Ukraine deutlich mehr Hilfsorganisationen für Menschen aktiv sind als für Tiere. Da auch die Tiere ein Recht auf Hilfe haben, ist es gerechtfertigt, dass es Organisationen gibt, die sich nur darauf spezialisieren. Darüber hinaus kann die Rettung von Tieren auch indirekt den Menschen vor Ort helfen, die möglicherweise emotional an ihre (Haus-)Tiere gebunden sind und so Trost in einer ohnehin traumatischen Situation finden können.

Die Rettung an sich ist jedoch äußerst herausfordernd. Die Aktion erfordert eine detaillierte Planung, denn die Helfer:innen müssen mit zerstörten Straßen rechnen und haben nur ein kleines Zeitfenster zur Verfügung, in dem so viele Tiere wie möglich gerettet werden müssen. Auch mental belastet es die Tierschützer:innen sehr, denn: Man wird manche Tiere zurücklassen müssen und die Bilder, die man dort sieht, gehen einem nicht mehr so schnell aus dem Kopf.

Der Einfluss sozialer Medien

Die Rolle der sozialen Medien ist dabei wichtiger denn je, aber auch zweischneidig. Einerseits können Beiträge und Geschichten Millionen von Menschen erreichen und auf die Problematik aufmerksam machen. Durch die Nähe und Emotionalität, werden die Menschen viel eher mobilisiert, selbst Unterstützung anzubieten oder zu spenden. Die Spender:innen können nachvollziehen, wohin ihre Hilfe fließt – das schafft Vertrauen.

Andererseits birgt die mediale Aufmerksamkeit auch Risiken. Durch unvorsichtige Veröffentlichungen können beispielsweise genaue Standorte oder sensible Informationen in die falschen Hände geraten, was die Beteiligten, vor allem in einem fremden Land, vor völlig ungeahnte Gefahren stellt. Zudem können die Beiträge Menschen emotionalisieren und dazu verleiten, selbst in ein Krisengebiet zu reisen. Ohne Erfahrung und die nötige Professionalität kann das lebensgefährlich sein. 

Dennoch: Soziale Netzwerke sind ein mächtiges Werkzeug, um eine große Zielgruppe zu erreichen. Die Hilfsorganisation „Notpfote Animal Rescue e.V.“ ist ein Beispiel für eine stetig wachsende Organisation, die einen Instagram-Account mit vielen Follower:innen pflegt. Zu verdanken haben sie das dem Influencer und Tierschützer Malte Zierden. Er nimmt die Menschen online mit auf seine Reisen in Krisengebiete. Als außenstehende Person könnte man sich aber fragen: Macht er das für Aufmerksamkeit und Likes? Tatsächlich ist er sehr oft selbst in den Beiträgen zu sehen. Sobald die Selbstinszenierung einer Person einen höheren Stellenwert als die Rettung der Tiere hat, hinterfragt man die eigentlichen Absichten. 

Zierden und die Tierschutzorganisation profitieren zwar von seiner Position als Person des öffentlichen Lebens, nutzen sie aber nicht aus. So hat er zum Beispiel mit einem einzigen Post so viele Spenden erhalten, dass davon ein neues Tierheim finanziert werden konnte. Außerdem ist es durch seine Reichweite leichter, Tiere zu vermitteln und ihnen ein neues, sicheres Zuhause zu bieten. 

Menschen wie ihm gebührt großer Respekt. Sie haben den Mut zu helfen, wo andere zurückschrecken. Letztendlich ist es uns selbst überlassen, ob und wie wir helfen. Auch kleine Gesten können viel bewirken.

Animal Welfare in Crisis Zones: Between Morality and Social Media

By Nina Freudenreich (16.Apr.2025)

Especially in times of war, the suffering of animals is often overlooked. Nevertheless, there are aid organizations that travel to these areas and rescue animals on site. Through such actions, they raise awareness and draw attention to an important but often neglected issue. Animals that would otherwise have little chance of survival can be rescued, cared for, and brought to a safe environment.

Illustration: Margo Sibel Koneberg

A Moral Dilemma

But the whole matter also raises an ethical conflict: Should animals be rescued in a war zone where people are dying every day? After all, the resources used for the rescue could also be used for direct human aid in the region. It is a legitimate moral dilemma. Even though exact numbers are hard to determine, it is clear that, for example, in Ukraine, significantly more aid organizations are active for humans than for animals. Since animals also have a right to help, it is justified that there are organizations that specialize solely in this cause. Furthermore, rescuing animals can also indirectly help the local people, who may be emotionally attached to their (pet) animals and find comfort in an already traumatic situation.

The rescue itself, however, is extremely challenging. The operation requires detailed planning, as the helpers have to contend with destroyed roads and have only a small time window in which as many animals as possible must be saved. It also takes a mental toll on the animal rescuers, because: Some animals will have to be left behind, and the images seen there are not easily forgotten.

The Influence Of Social Media

The role of social media is more important than ever, but also a double-edged sword. On the one hand, posts and stories can reach millions of people and raise awareness of the issue. Due to the proximity and emotionality, people are much more likely to be motivated to offer help or donate. Donors can see where their aid is going – this creates trust.

On the other hand, media attention also carries risks. Careless posts, for example, can reveal exact locations or sensitive information that ends up in the wrong hands, exposing those involved—especially in a foreign country—to entirely unforeseen dangers.nAdditionally, such posts can stir emotions and tempt people to travel to a crisis zone themselves. Without experience and the necessary professionalism, this can be life-threatening.

Nevertheless: Social networks are a powerful tool for reaching a wide audience. The aid organization “Notpfote Animal Rescue e.V.” is an example of a steadily growing organization that maintains an Instagram account with many followers. They owe this to influencer and animal rights activist Malte Zierden. He takes people along online on his journeys into crisis areas. As an outsider, however, one might ask: Is he doing this for attention and likes? In fact, he is very often featured in the posts himself. As soon as a person’s self-presentation takes precedence over the actual rescue of the animals, one begins to question their true intentions.

Zierden and the animal welfare organization do benefit from his public status but do not exploit it. For example, he received so many donations from a single post that a new animal shelter could be funded. Moreover, thanks to his reach, it is easier to find homes for the animals and offer them a new, safe place to live.

People like him deserve great respect. They have the courage to help where others hold back. In the end, it is up to each of us whether and how we choose to help. Even small gestures can make a big difference.

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