„Die Themen häusliche Gewalt und Femizid sind in der Gesellschaft noch nicht angekommen“ – Interview mit dem Frauenhaus Darmstadt
von Maya-Katharina Schulz (07.03.2024)
Wohin, wenn es keinen anderen Weg mehr gibt? Wenn Gewalt den Alltag bestimmt und nicht nur vor den eigenen vier Wänden keinen Halt macht, sondern sogar erst recht dort stattfindet?
Das Frauenhaus Darmstadt bietet Frauen aller Nationalitäten und ihren Kindern Schutz vor körperlicher, psychischer und sexualisierter Gewalt – und das seit 44 Jahren. Die Frauen erhalten dort nicht nur Hilfe in akuten Gefährdungssituationen, sondern auch langfristige Betreuung in Form von Fachberatungen und pädagogischer sowie psychosozialer Arbeit. In einer zusätzlichen Beratungsstelle können sich außerdem Frauen beraten lassen, die von Gewalt oder Stalking betroffen sind – auch wenn sie nicht als Bewohnerinnen im Frauenhaus untergebracht sind. Ach_dasta! hat mit Frauenhaus-Leiterin Christine Degel über ihre Arbeit gesprochen.
Nicht verpassen:
Am Sonntag, dem 10. März veranstaltet der Zonta-Club Darmstadt einen Benefiz-Kinoabend im Rex Kino. Gezeigt wird die Krimikomödie „Mein fabelhaftes Verbrechen“ Karten gibt es im Vorverkauf in der Engel Apotheke am Luisenplatz und an der Abendkasse. Der Erlös geht komplett an die Kunstwerkstatt des Frauenhauses Darmstadt.
Illustration: Margo Sibel Koneberg
Wie geht es dem Frauenhaus momentan?
Wir arbeiten generell unter suboptimalen Bedingungen. Das Frauenhaus ist in einem Gebäude, das rund 200 Jahre alt ist und das merkt man ihm natürlich auch an. Die letzte richtige große Sanierung war 1990, seitdem wurde immer nur bei Bedarf etwas repariert. Und natürlich ist immer irgendwas kaputt: Letztes Jahr hatten wir zum Beispiel einen recht großen Wasserschaden, der dafür gesorgt hat, dass wir für alle Bewohnerinnen nur ein einziges benutzbares Bad hatten.
Vor vier Jahren, bei unserem 40-jährigen Jubiläum, waren wir alle sehr hoffnungsfroh, dass es in Darmstadt ein neues, größeres Frauenhaus geben wird. Wegen der aktuellen wirtschaftlichen Lage, von der ja auch die Baubranche schwer gebeutelt ist, ist die Umsetzung heute leider jedoch ferner denn je. Wenn die Perspektive eines Neubaus wegfällt, dann tut uns das schon weh. Trotzdem haben wir das Frauenhaus letztes Jahr um zwei zusätzliche Schutzwohnungen erweitern können. Dadurch haben wir barrierefreie Plätze, aber wir haben entsprechend personell erhöhen müssen. Momentan haben wir die Möglichkeit, 13 von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen einen Schutzplatz zu bieten und halten ein Notaufnahmezimmer bereit, um im akuten Notfall rund um die Uhr aufnehmen zu können.
Wie sind Sie im Frauenhaus organisiert?
Im Frauenhaus und in der Fachberatungsstelle sind wir ein Team aus zwölf Teilzeitkräften, die auf die verschiedenen Bereiche aufgeteilt sind. Das ist hauptsächlich der pädagogische Bereich, der von der Verwaltung, Geschäftsführung und einer Hauswirtschafterin unterstützt wird. Die Mitarbeiterinnen des „Frauenbereiches“ unterstützen die Frauen bei der Aufarbeitung der erlebten Gewalterfahrungen und beraten und begleiten die Frauen auch in den Themen Existenzsicherung und Wohnungssuche. Es gibt außerdem einen „Kinderbereich“, der sich explizit um die ja ebenfalls von der häuslichen Gewalt belasteten Kinder kümmert sowie die Mütter in allen Belangen unterstützt, die ihre Mutterrolle betreffen.
Wir sind keine stationäre Einrichtung. Das heißt, wir haben keine 24/7-Betreuung. Die Frauen, die wir aufnehmen, müssen daher in der Lage sein, selbst eigenständig Bestandteil unserer Hausgemeinschaft zu sein und für sich und ihre Kinder zu sorgen. Wir arbeiten nach dem Empowerment-Prinzip, leisten also grundsätzlich Hilfe zur Selbsthilfe. Die Frau ist dabei die Akteurin. Wir erwarten von den Bewohnerinnen vor diesem Hintergrund, dass sie außerhalb unserer Bürozeiten für ein Handy verantwortlich sind, um Polizeianrufe entgegenzunehmen und die Erstversorgung neuer Frauen, die zum Beispiel von der Polizei direkt aus einem Einsatz gebracht werden, zu organisieren. Am nächsten Tag, wenn das Büro wieder besetzt ist, übernimmt dann unser Team. Damit machen die Frauen die Erfahrung, etwas zu bewirken, was eine wichtige und selbstwertstärkende Erfahrung ist – ein Impuls, der sie selbst weiterbringt. Wenn eine gewisse Selbstständigkeit nicht gegeben ist, können wir eine Frau nicht aufnehmen. Da haben wir die Fürsorgepflicht für die gesamte Hausgemeinschaft. Aber wir machen uns die Entscheidung, ob wir eine Frau aufnehmen können, oder nicht, auf gar keinen Fall leicht. Wenn wir eine Absage geben müssen, geben wir der Frau Empfehlungen an die Hand, wohin sie sich alternativ wenden kann. 2023 haben wir fast 100 Frauen ablehnen müssen, das hat dann auch 92 Kinder betroffen. Ablehnungsgrund war jedoch in den allermeisten Fällen, dass wir zur Zeit der Anfrage keinen freien Schutzplatz zur Verfügung hatten. Es gibt immer noch viel zu wenige Frauenhausplätze, um dem gegebenen Schutzbedarf gerecht zu werden.
Wie funktioniert die Finanzierung des Frauenhauses?
Generell muss man sagen, dass Frauenhäuser deutschlandweit leider sehr unzureichend finanziert sind. In Darmstadt stehen wir ein bisschen besser da, deshalb können wir wirklich nicht wirklich klagen. Wir haben eine institutionelle Förderung und sind nicht darauf angewiesen, den Bewohnerinnen Tagessätze zu berechnen. In den Frauenhäusern leben ja meist Frauen, die sich aufgrund jahrelanger Abhängigkeitsverhältnisse nicht selbst finanzieren können.
Der erste Schritt bei der Aufnahme ist daher häufig die Anmeldung der Frau im Jobcenter, das dann für Miete und Unterhalt aufkommt. Es gibt auch Fälle, in denen der Aufenthaltsstatus noch nicht geklärt ist, wodurch das Jobcenter als Option erst mal noch nicht in Frage kommt. In solchen Fällen springen wir dann ein und legen vor. Es ist ziemlich einmalig, dass wir das in Darmstadt in diesem Maße tun können. Zum Glück werden wir auch viel durch Spenden für unseren Hilfefonds unterstützt. Im letzten Jahr organisierte das Projekt Viva Vittoria sehr öffentlichkeitswirksam den Verkauf handgearbeiteter Decken auf dem Friedensplatz. Unser Anteil des Erlöses floss in unseren Hilfefonds, der genau für solche Fälle wie oben beschrieben oder für andere außergewöhnliche individuelle Notlagen gedacht ist. Sowas ist eine riesige Unterstützung für uns. Frauen, die selber ein Einkommen haben, also nicht vom Jobcenter finanziert werden, berechnen wir pro Nacht bei uns 6,50 Euro und für jedes Kind kommen nochmal 4 Euro dazu. Meiner Meinung nach ist es ein Unding, dass die Frauen überhaupt etwas zahlen müssen, dieses Hilfesystem sollte kostenfrei für die Betroffenen gestellt werden.
Für den Schutz Ihrer Bewohnerinnen und deren Kinder ist es ja ganz wichtig, dass der Standort des Frauenhauses geheim bleibt. Welche Schutzmaßnahmen treffen Sie hierfür?
Die Geheimhaltung ist ein wesentlicher Aspekt in unserem Schutzkonzept, der allerdings in der modernen Zeit nicht wirklich konsequent durchzuhalten ist. Da braucht nur jemand sein GPS auf dem Handy anzuhaben. Auch viele von Kindern genutzte Apps sind mit GPS verbunden. Trotzdem ist uns der Schutz der Bewohnerinnen natürlich das oberste Anliegen. Wir geben die Hausanschrift nicht heraus, die Frauen können in der Regel keine Besuche im Haus empfangen und dürfen keine Informationen über die Lage des Schutzhauses weitergeben. Die Schutzeinrichtung ist aber auch vor Ort gesichert, hier kommt niemand unangemeldet rein. Wenn Dolmetscher oder Handwerker ins Haus kommen, werden sie von uns begleitet, sodass niemand im Haus alleine unterwegs ist. Außerdem sind wir sehr vernetzt mit anderen Frauenhäusern. Sobald wir Indizien dafür haben, dass ein Täter weiß, wo die Frau ist, dann können die Frau und die sie begleitenden Kinder notfalls innerhalb von Stunden den Standort wechseln – wir vermitteln sie innerhalb des Verbundes der Frauenhäuser auch deutschlandweit weiter.
„Ich bin der Bodyguard von meiner Mama!“
– Zitat eines Kindes aus dem Frauenhaus Darmstadt
Gibt es denn eine zeitliche Begrenzung dafür, wie lang eine Frau und ggf. auch ihre Kinder bei Ihnen im Frauenhaus bleiben können?
Es gibt keine zeitliche Begrenzung. Es gibt zwar immer mal wieder Bestrebungen in diese Richtung, aber wir haben dies auch mit Hilfe unserer Fachverbände bisher verhindern können. Wir beharren darauf, dass wir mit unserer fachlichen Expertise im Einzelfall entscheiden können, wie lange eine Frau einen Schutzplatz benötigt. Einige Frauen bleiben nur kurz, wenn sie zum Beispiel reflexartig Schutz gesucht haben, dann aber doch wieder in die Partnerschaft zurückgehen – die Ambivalenz in Gewaltbeziehungen ist groß – oder aber Schutz in ihrem sozialen Umfeld finden. Andere bleiben länger. So lange, wie sie eben für die Erledigung ihrer dringendsten Angelegenheiten benötigen.
Wie unterstützen Sie Ihre Bewohnerinnen – abgesehen von Wohnungssuche und weiterer organisatorischer Hilfe?
In erster Linie helfen wir natürlich ganz akut, indem den Frauen bei uns körperliche Sicherheit gewährleistet ist. Unser Angebot ist aber auch auf die psychosoziale Betreuung ausgerichtet, damit die Frauen ihre schlimmen Erlebnisse verarbeiten können. Die psychosoziale Begleitung und Unterstützung der von der häuslichen Gewalt belasteten Frauen ist die Kernaufgabe des pädagogischen Teams des Frauenhauses. Zusätzlich haben wir diverse Angebote an die Bewohnerinnen eingerichtet, zum Beispiel eine Kunstwerkstatt – seit über zehn Jahren finanziert aus Spendengeldern des Zonta-Clubs Darmstadt. Unter der Anleitung einer Kunsttherapeutin wird dort kreativ gearbeitet – gemalt, aber auch mit anderen Materialien gearbeitet. Das ist von unschätzbarem Wert: Den Frauen alternative Ausdrucksmöglichkeiten nahezubringen, denn es ist oft die allererste Erfahrung des nonverbalen Ausdrucks ihrer Erlebnisse.
Kamen auch schon Studentinnen zu Ihnen?
Der Bedarf ist da, ja. Unsere Schutzhäuser sind allerdings meistens der letzte Weg für eine Frau, wenn es also wirklich gar keine andere Option mehr gibt. Studentinnen leben oft nicht mit den gewalttätigen Partnern zusammen oder haben eher die Möglichkeit, die Uni zu wechseln oder umzuziehen, weshalb sie oft in ihrer Wahrnehmung nicht so ganz in die Kategorie der Frauen fallen, die gar keinen anderen Weg mehr haben. Außerdem haben sie nicht die Möglichkeit, über das Jobcenter die Unterbringungskosten in einem Frauenhaus finanziert zu bekommen. Was ich bedaure, ist, dass die Studentinnen selten den Weg in unsere Beratungsstelle finden. Denn eine junge Frau, die von Partnerschaftsgewalt betroffen ist, muss erst mal realisieren, was da los ist – und das kann sie bei uns in der Beratungsstelle. Dort begegnet sie erfahrenen Beraterinnen, die ihr helfen, ihre Situation zu analysieren und Handlungsperspektiven zu erkennen und auszuarbeiten. Angesichts der Häufigkeit von Femiziden an Hochschulen sehen wir, dass dieser Aspekt unserer Arbeit – also die präventive Beratung, die eine Eskalation zu verhindern hilft – dort zu wenig Aufmerksamkeit erfährt. Zentraler Punkt ist die Sensibilität gegenüber Grenzverletzungen – auch in der Partnerschaft. Nur wer im Kleinen erkennt, dass sich das Gegenüber übergriffig verhält, bemerkt im Falle des Falles eine ungute Entwicklung in der Partnerschaftsdynamik und realisiert frühzeitig, wo dies hinführen kann.
Was sind Ihre Gedanken zum gesellschaftlichen Umgang mit häuslicher Gewalt?
Die Themen häusliche Gewalt und Femizid sind in der Gesellschaft noch nicht angekommen. Es wird immer noch als persönliches Problem dargestellt; nicht die strukturelle Dimension dahinter gesehen. Das ist eine Katastrophe, denn es werden beinahe jeden Tag mehr als 14 Frauen Opfer von Partnerschaftsgewalt. Beinahe jeden Tag versucht ein Partner oder Expartner, eine Frau zu töten. Jeden dritten Tag ist dieser Versuch erfolgreich; es kommt zum Femizid – einer Tötung allein aus dem Grund, dass das Opfer eine Frau ist. Die Zahlen steigen. Das wird sich nicht ändern, solange die unserer Gesellschaft immer noch zugrundeliegenden patriarchalischen Strukturen fortbestehen. Das sind natürlich komplexe Themen, die jedoch angegangen werden müssen! Gerade erst vor wenigen Tagen gab es einen versuchten Femizid in Ober-Ramstadt, bei dem ein Mann seine Ex-Frau mit einer Axt angegriffen hat (Anmerkung der Redaktion: Die Tat ereignete sich am 14. Februar 2024). In der Berichterstattung findet dabei regelmäßig sprachliche Verharmlosung statt. In einem Artikel wurde auf eine „Selbsthilfegruppe“ für Betroffene hingewiesen. Das ist der falsche Weg! Selbsthilfegruppen sind lohnenswerte Einrichtungen, ganz klar, aber dass geschulte Fachkräfte, Beratungs- und Hilfestellen in dem Kontext gar nicht beworben werden – das ist schlimm. Das ist ein Problem, das wir immer mit der journalistischen Berichterstattung haben. (Anmerkung der Redaktion: In diesem Artikel der Frankfurter Rundschau ist im Zusammenhang mit dem Fall zum Beispiel von einer „grausamen Beziehungstat“ die Rede: https://www.fr.de/rhein-main/darmstadt/ober-ramstadt-angriff-auf-frau-mit-einer-axt-92833268.html)
Wie kann man das Frauenhaus Darmstadt und Ihr Team unterstützen?
Die Frauen, die wir aufnehmen, sind in der Regel nicht im herkömmlichen Sinne „bedürftig“. Oft kommen sie zwar ohne das Nötigste bei uns an, aber wir haben Mittel und Wege, ihre Sachen aus ihrer Herkunftswohnung zu besorgen. Wir haben außerdem einen gewissen Fundus an Kleidung und anderen Sachspenden. In Einzelfällen können wir Sachspenden sinnvoll weitervermitteln, aber unsere Lagermöglichkeiten sind begrenzt. Wenn eine Frau bei uns auszieht und Möbel für ihre eigene Wohnung braucht, dann muss sie das leider selbst organisieren, weil wir nicht in der Lage sind, Möbelspenden bei uns einzulagern oder überhaupt zu transportieren. Da ist dann oft das soziale Umfeld der Frau gefragt oder es muss Hilfe von Unternehmen herangezogen werden. Das bezahlt das Jobcenter nicht. In diesen Fällen sind die finanziellen Spenden unseres Hilfefonds natürlich eine große Hilfe.
Aber wir können Unterstützung auch auf anderem Wege gebrauchen: Unser Träger ist ein kleiner, privater, frauenpolitischer Verein, der Nachwuchssorgen – auch im Vorstand – hat. In frauenpolitischer Hinsicht muss noch sehr viel getan werden. Wir vom Frauenhaus schaffen es mit unseren begrenzten Kapazitäten zwar, anlässlich des Weltfrauentags am 8. März oder auch am Internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen am 25. November etwas auf die Beine zu stellen. Aber mit mehr Kräften könnte über das ganze Jahr hinweg jede Menge getan und veranstaltet werden. Das steht und fällt eben sehr mit der aktiven Mitgliedschaft. Ich hoffe sehr, dass wir uns im Verein dahingehend weiterentwickeln können.
Hier gibt’s mehr Info zum Trägerverein „Frauenhaus Darmstadt e.V.“: https://frauenhaus-darmstadt.de/traegerverein/
Ist die Arbeit im Frauenhaus belastend?
Die Arbeit ist sehr intensiv, wir werden hier täglich mit akuten Notsituationen konfrontiert, deswegen ist sie unserer Ansicht nach nicht in Vollzeit möglich. Es ist ein Wechselbad der Gefühle und frau hat ständig mit neuen Schicksalen zu tun. Oft können wir nicht helfen, weil wir die Frauen nur dabei unterstützen können, sich selbst zu helfen und weil wir die Grenzen des Systems akzeptieren müssen. Wenn wir dann aber Erfolg haben, dann gibt das unglaublich viel zurück. Wir organisieren regelmäßige Vernetzungsbegegnungen von derzeitigen und ehemaligen Bewohnerinnen. Das bietet den Frauen, die aktuell im Frauenhaus wohnen, eine Langzeitperspektive, denn sie können sehen, was aus den Frauen geworden ist, die mal bei uns gelebt haben. Solche Vernetzungstreffen sind sehr wichtig, weil die Frauen bei uns häufig am Tiefpunkt ihres Lebens sind und jahrelang in sozialer Isolation gelebt haben. Die Treffen geben ihnen Hoffnung und Perspektiven für den eigenen Weg, es entstehen Kontakte, die später unterstützen. Im Frauenhaus werden außerdem regelmäßig Babys geboren – zeitweise hatten wir daher sogar eine ausgebildete Hebamme im Team. Wenn wir die Frauen dann Jahre später wiedertreffen und sie ihre Teenager-Kinder mitbringen, die als Babys bei uns geboren sind, dann ist das einfach der Wahnsinn!
Hier könnt ihr euch ausführlicher über die Arbeit des Frauenhauses informieren:
https://frauenhaus-darmstadt.de/
Hier bekommt ihr Hilfe:
Das Hilfetelefon „Gewalt gegen Frauen“: Tel: 116 016 oder unter https://www.hilfetelefon.de
Bundesweites Hilfetelefon: 09000116016 (rund um die Uhr, kostenfrei, in 17 Sprachen)
Fachberatungsstelle für von Häuslicher Gewalt Betroffene, UnterstützerInnen und Interessierte: 06151-375080
Der Notruf nach sexueller Gewalt von pro familia Darmstadt: https://hilfe-nach-sexueller-gewalt-darmstadt.de/
English version (automated translation):
„The issues of domestic violence and femicide have not yet arrived in society“ – Interview with the Darmstadt women’s shelter
by Maya-Katharina Schulz (07.03.2024)
Where to go when there is no other way? When violence determines everyday life and not only doesn’t stop at your own four walls, but even more so takes place there?
The Darmstadt women’s shelter has been offering women of all nationalities and their children protection from physical, psychological and sexualized violence for 44 years. The women there not only receive help in acute situations of danger, but also long-term support in the form of specialist advice and educational and psychosocial work. Women who are affected by violence or stalking can also seek advice at an additional advice center – even if they are not residents of the women’s shelter. Ach_dasta! spoke to women’s shelter manager Christine Degel about her work.
Don’t miss it:
On Sunday, March 10, the Zonta Club Darmstadt is hosting a charity movie night at the Rex Kino. The crime comedy „My fabulous crime“ will be shown. Tickets are available in advance at the Engel Apotheke on Luisenplatz and at the box office. All proceeds go to the art workshop of the Darmstadt women’s shelter.
illustration: Margo Sibel Koneberg
How is the women’s shelter doing at the moment?
We are generally working under suboptimal conditions. The women’s shelter is in a building that is around 200 years old and you can tell. The last major refurbishment was in 1990, and since then it has only been repaired when necessary. And of course there’s always something broken: last year, for example, we had quite a lot of water damage, which meant that we only had one usable bathroom for all the residents.
Four years ago, on our 40th anniversary, we were all very hopeful that there would be a new, larger women’s shelter in Darmstadt. However, due to the current economic situation, which has also hit the construction industry hard, the realization of this is unfortunately now more distant than ever. When the prospect of a new building disappears, it really hurts us. Nevertheless, we were able to expand the women’s shelter last year by adding two additional apartments. As a result, we have barrier-free places, but we have had to increase the number of staff accordingly. At the moment, we are able to offer 13 women affected by domestic violence a place of refuge and have an emergency room ready to take in acute emergencies around the clock.
How are you organized at the women’s shelter?
We are a team of twelve part-time employees in the women’s shelter and the specialist advice center, who are divided into different areas. This is mainly the pedagogical area, which is supported by the administration, management and a housekeeper. The staff in the „women’s area“ support the women in coming to terms with the violence they have experienced and also advise and support the women in securing their livelihoods and finding accommodation. There is also a „children’s area“, which explicitly looks after the children, who are also affected by domestic violence, and supports the mothers in all matters relating to their role as mothers.
We are not an inpatient facility. This means that we do not provide 24/7 care. The women we take in must therefore be able to be an independent part of our home community and take care of themselves and their children. We work according to the empowerment principle, i.e. we basically help women to help themselves. The woman is the protagonist here. With this in mind, we expect the residents to be responsible for a cell phone outside of our office hours in order to answer police calls and organize initial care for new women who are brought in by the police directly from an operation, for example. The next day, when the office is occupied again, our team takes over. This gives the women the experience of making a difference, which is an important and self-esteem-boosting experience – an impulse that helps them move forward. If a woman does not have a certain degree of independence, we cannot take her on. We have a duty of care for the entire household. But we never make the decision as to whether we can accept a woman or not an easy one. If we have to turn a woman down, we give her recommendations on where she can go as an alternative. In 2023, we had to turn down almost 100 women, which also affected 92 children. In the vast majority of cases, however, the reason for refusal was that we did not have a free shelter place available at the time of the request. There are still far too few places in women’s shelters to meet the given need for protection.
How does the funding of the women’s shelter work?
In general, it has to be said that women’s shelters throughout Germany are unfortunately very inadequately funded. In Darmstadt, we are a little better off, so we can’t really complain. We have institutional funding and are not dependent on charging the residents daily rates. Most of the women living in women’s shelters are unable to finance themselves due to years of dependency.
The first step in admission is therefore often to register the woman with the job center, which then pays for rent and maintenance. There are also cases in which the residence status has not yet been clarified, which means that the job center is not yet an option. In such cases, we step in and make a presentation. It’s quite unique that we can do this to this extent in Darmstadt. Fortunately, we also receive a lot of support from donations to our aid fund. Last year, the Viva Vittoria project organized a very high-profile sale of handmade blankets on Friedensplatz. Our share of the proceeds went into our relief fund, which is intended precisely for cases such as those described above or for other extraordinary individual emergencies. This is a huge support for us. Women who have an income themselves, i.e. who are not financed by the job center, we charge 6.50 euros per night and an additional 4 euros for each child. In my opinion, it’s absurd that the women have to pay anything at all, this support system should be free of charge for those affected.
It is very important for the protection of your residents and their children that the location of the women’s shelter remains secret. What protective measures do you take for this?
Secrecy is a key aspect of our protection concept, but in this day and age it is not really possible to maintain it consistently. All someone needs to do is have their GPS on their cell phone. Many apps used by children are also linked to GPS. Nevertheless, protecting the residents is of course our top priority. We do not give out the house address, the women are generally not allowed to receive visits to the house and are not allowed to pass on any information about the location of the shelter. However, the shelter is also secured on site; no one comes in here unannounced. When interpreters or craftsmen come into the house, we accompany them so that no one is alone in the house. We are also very well networked with other women’s shelters. As soon as we have evidence that a perpetrator knows where the woman is, the woman and the children accompanying her can change location within hours if necessary – we also refer them within the network of women’s shelters throughout Germany.
„I am my mom’s bodyguard!“
– quote from a child from the Darmsta women’s shelter
Is there a time limit on how long a woman and possibly her children can stay in your women’s shelter?
There is no time limit. There are always attempts in this direction, but we have been able to prevent this with the help of our professional associations. We insist that we can use our professional expertise to decide on a case-by-case basis how long a woman needs a place in a shelter. Some women only stay for a short time, for example if they have reflexively sought protection but then go back into the partnership – the ambivalence in violent relationships is great – or find protection in their social environment. Others stay longer. For as long as they need to take care of their most urgent matters.
How do you support your residents – apart from finding accommodation and other organizational help?
First and foremost, of course, we provide acute help by ensuring the women’s physical safety. However, our services are also geared towards psychosocial support so that the women can come to terms with their terrible experiences. Psychosocial support and assistance for women affected by domestic violence is the core task of the women’s shelter’s educational team. We have also set up various activities for the residents, such as an art workshop – which has been funded by donations from the Zonta Club Darmstadt for over ten years. Under the guidance of an art therapist, creative work is carried out there – painting, but also working with other materials. This is invaluable: giving the women alternative ways of expressing themselves, as it is often the very first experience of non-verbal expression of their experiences.
Have any female students come to you?
The need is there, yes. However, our shelters are usually the last resort for a woman when there is really no other option. Female students often don’t live with their violent partners or are more likely to change universities or move house, which is why they are often perceived as not quite falling into the category of women who have no other option. They also don’t have the option of getting the costs of accommodation in a women’s shelter financed by the job center. What I regret is that female students rarely find their way to our advice center. Because a young woman who is affected by partner violence first has to realize what is going on – and she can do that at our advice centre. There she meets experienced counsellors who help her to analyze her situation and to identify and work out possible courses of action. In view of the frequency of femicides at universities, we see that this aspect of our work – i.e. preventive counseling that helps to prevent escalation – receives too little attention there. A central point is sensitivity to boundary violations – also in partnerships. Only those who recognize on a small scale that the other person is behaving abusively will notice an unfavourable development in the dynamics of the relationship and realize early on where this can lead.
What are your thoughts on how society deals with domestic violence?
The issues of domestic violence and femicide have not yet arrived in society. It is still presented as a personal problem; the structural dimension behind it is not seen. This is a catastrophe, because almost every day more than 14 women are victims of partner violence. Almost every day, a partner or ex-partner attempts to kill a woman. Every third day this attempt is successful; it results in femicide – a killing for the sole reason that the victim is a woman. The numbers are rising. This will not change as long as the patriarchal structures on which our society is still based persist. These are of course complex issues, but they need to be addressed! Just a few days ago, there was an attempted femicide in Ober-Ramstadt in which a man attacked his ex-wife with an axe (Editor’s note: the crime took place on February 14, 2024). Linguistic trivialization regularly takes place in the reporting. One article referred to a „self-help group“ for those affected. This is the wrong approach! Self-help groups are worthwhile institutions, of course, but the fact that trained specialists, advice and support centers are not advertised at all in this context – that’s bad. That’s a problem we always have with journalistic reporting (Editor’s note: In this article in the Frankfurter Rundschau, for example, there is talk of a „cruel act of relationship“ in connection with the case: https://www.fr.de/rhein-main/darmstadt/ober-ramstadt-angriff-auf-frau-mit-einer-axt-92833268.html).
How can we support the Darmstadt women’s shelter and your team?
The women we take in are not usually „needy“ in the conventional sense. They often come to us without the bare necessities, but we have ways and means of getting their things from their home of origin. We also have a certain amount of clothing and other donations in kind. In individual cases, we can usefully pass on donations in kind, but our storage facilities are limited. If a woman moves out of our home and needs furniture for her own apartment, she unfortunately has to organize this herself because we are not able to store or transport furniture donations. This often requires the woman’s social environment or help from companies. The job center does not pay for this. In these cases, the financial donations from our aid fund are of course a great help.
But we can also use support in other ways: Our sponsor is a small, private, women’s political association that is struggling to recruit new members – including on the board. A lot still needs to be done in terms of women’s policy. With our limited capacities, we at the women’s shelter do manage to organize something to mark International Women’s Day on March 8 or the International Day against Violence against Women on November 25. But with more manpower, a lot could be done and organized throughout the year. That stands and falls with active membership. I very much hope that we in the association can continue to develop in this direction.
Support association „Frauenhaus Darmstadt e.V.“: https://frauenhaus-darmstadt.de/traegerverein/
Is the work at the women’s shelter stressful?
The work is very intensive, we are confronted with acute emergency situations here every day, which is why we don’t think it’s possible to do it full-time. It’s a rollercoaster of emotions and women are constantly dealing with new fates. Often we can’t help because we can only support the women in helping themselves and because we have to accept the limits of the system. But when we are successful, it gives an incredible amount back. We organize regular networking meetings between current and former residents. This offers the women who currently live in the women’s shelter a long-term perspective, because they can see what has become of the women who once lived with us. Networking meetings like this are very important because the women in our shelter are often at the lowest point of their lives and have lived in social isolation for years. The meetings give them hope and prospects for their own path, and contacts are made that provide support later on. Babies are also regularly born in the women’s shelter – so at times we even had a trained midwife on the team. When we meet the women again years later and they bring along their teenage children who were born at our shelter, it’s just amazing!
Here you can find out more about the work of the women’s shelter:
https://frauenhaus-darmstadt.de/
You can get help here:
The „Violence against women“ helpline: Tel: 116 016 or at https://www.hilfetelefon.de
Nationwide help hotline: 09000116016 (around the clock, free of charge, in 17 languages)
Specialist advice center for those affected by domestic violence, supporters and interested parties: 06151-375080
The pro familia Darmstadt emergency hotline after sexual violence: https://hilfe-nach-sexueller-gewalt-darmstadt.de/
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