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Interview: Let’s talk about money 

von Karoline Hummel

Im Interview mit Isabell vom Verein zur Förderung in Not geratener Studierender an der Hochschule Darmstadt e.V.

Der Verein zur Förderung in Not geratener Studierender e.V. hilft Studierenden der Hochschule  Darmstadt in prekären Situationen. Sie unterstützen, indem sie ausstehende Mietkosten  übernehmen, den Krankenkassenbeitrag bezahlen oder Gutscheine für den nächsten Einkauf  ausgeben. Isabell ist gewählte Vorsitzende des Vereins. Sie spricht im Interview über die Corona-Pandemie, steigende Mietkosten, BAföG und politischen  Wandel.  

Illustration: Karoline Hummel

Wir finanzieren uns durch Mitgliedsbeiträge. Außerdem bekommen wir ab und an mal eine  größere Spende von Unternehmen aus Darmstadt.  

Die Mitgliedsbeiträge sind während der Pandemie stagniert – gleichzeitig haben wir in der Zeit relativ viel Aufmerksamkeit innerhalb der  Hochschule bekommen. Der AStA und der GFTN (Die Gesellschaft zur Förderung technischen Nachwuchses Darmstadt e.V.) haben sich zusammengetan und uns eine große Spende übergeben. Dadurch konnten wir anbieten, Semesterbeiträge für Studierende zu bezahlen.

Durch die Pandemie haben uns mehr Anträge erreicht – während der letzten beiden Pandemie-Semester hatten wir über 70 Anträge.

Außerdem hat die Pandemie meiner Meinung nach nur deutlich gemacht, offengelegt und verschlimmert, was davor schon war, worüber aber kaum jemand gesprochen hat.

Die Probleme von Studierenden haben sich an sich nicht geändert, die Frage “Wie finanziere ich mein Leben, während ich studiere?“, ist an sich nicht neu – deshalb wurde der Förderverein auch schon vor 20 Jahren gegründet. Einige Studierende leben an der Armutsgrenze, teilweise sogar darunter.  

Die Nothilfefonds der Regierung, die während der Pandemie eingeführt wurden, haben lange nicht  ausgereicht. Nachdem die Gastronomie und Geschäfte wieder geöffnet haben, wurden die  Nothilfen sehr schnell wieder eingestellt, obwohl der Bedarf immer noch da war.  

Bildung ist ein Thema: Wir haben immer noch das gleiche Schulsystem wie vor 50 Jahren. 

In den Kindergarten oder in die Vorschule gehen Kinder, deren Eltern sich das leisten können.  Das zieht sich dann durch dein ganzes Bildungsleben hindurch. Bildung muss für alle zugänglich  gemacht werden, egal aus welchem Elternhaus oder Umständen man kommt! 

In der Schule müsste in der 9. und 10. Klasse viel mehr über Perspektiven gesprochen werden. Es gibt zum Beispiel die Möglichkeit, nach der Realschule eine Hochschulzugangsberechtigung  zu erwerben und zu studieren. Diese Informationen sind jedoch gar nicht greifbar.

Ein weiterer großer Punkt ist das Thema BAföG: Hier in Darmstadt sind die Mieten sehr hoch und die Lebensmittel werden im Moment immer teurer. Die Rahmenbedingungen, um BAföG zu erhalten, sind außerdem zu eng. Bafög sollte meiner Meinung nach vom Einkommen der Eltern unabhängig  werden.  

Wir müssen das Thema Geld viel mehr thematisieren. Über Schulden, Finanzen oder Geld spricht kein Mensch gerne. Aber wenn wir mal ehrlich sind, betrifft es uns alle.  

Der finanzielle Faktor spielt eine entscheidende Rolle bei der Entscheidung, ob man überhaupt ein  Studium aufnehmen möchte – wir müssen den Studierenden Wege aufzeigen, wie man sich das Studium finanzieren kann. Welche Stipendien es gibt, was es für Unterstützung gibt, aber auch ganz klar aufzeigen, dass sie das im Studium erwartet. 

Es können Herausforderungen auftreten, die eben nicht absehbar sind. Schicksalsschläge können dich treffen, Frauen bekommen ein Kind während des Studiums, du gerätst in eine mentale Krise.  Da müsste sich die Hochschule viel mehr engagieren und darüber sprechen.

Ich würde mir wünschen, die Distanz zu den Studierenden ein bisschen reduzieren zu können. Abschaffen wird man sie nie, wir sind immer noch eine Institution, aber wir wollen einfach nahbar sein. 

Ich habe mich letztes Jahr auch viel mit Schuldenprävention auseinandergesetzt: “Wie kann ich vorausschauend eine Schuldenfalle erkennen?”  

Wenn es dich akut nicht betrifft, setzt du dich leider nicht mit dem Thema auseinander. Deshalb sind Präventionsangebote ganz schwierig zu platzieren. Wir wollen mit den Studierenden ins Gespräch kommen!

Es gibt bestimmt Studierende, die sich gerne mit Finanzen auseinandersetzen wollen und auch Spaß daran haben. Solche Leute können das Thema als Multiplikatoren unter die Studierenden bringen. Zum Beispiel in die Fachschaften, in die Arbeitsräume oder Abends in die Kneipe. Wir versuchen auch, da als Förderverein nahbar zu sein. Wir sind ein relativ junger Vorstand, um die Ende 20 und Anfang 30.  

Wir im Vorstand arbeiten alle Vollzeit und machen die Arbeit für den Förderverein ehrenamtlich. Ich  würde mir wünschen, dass wir mehr Studierende dazu bringen könnten, für unser Thema  einzustehen. Man kann uns zum Beispiel auf Instagram folgen oder unsere Beiträge reposten. Vielleicht sieht es dann jemand, dem diese Informationen helfen.  

Falls man Mitglied werden möchte, liegt der Mindestbeitrag für Studierende bei 1 Euro pro Jahr. Wenn jeder Studierende 1 Euro im Jahr zahlt, könnten wir alleine dadurch schon fast 20 Personen fördern. Das wäre eine Bewegung, die ich mir wünschen würde für die Hochschule. Sprecht darüber, ihr seid nicht alleine! 

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