Lost Place
von Lara Jacob
![Ein Bilderrahmen in einem zerstörten Raum.](https://ach-dasta.de/zeitung/wp-content/uploads/2022/03/Räume_LaraJacob_1-1024x677.jpg)
Im Zuge eines Projektes für unseren Fotokurs habe ich mich auf die Suche nach einem “Lost Place” gemacht. Bisher kannte ich solche Orte nur aus dem Internet, wollte aber gerne mal einen selbst erkunden. Ich bat einen Freund, der schon öfter verlassene Orte besucht hatte, darum, mit mir mitzukommen. Er hatte das Haus in einem Onlineforum gefunden.
Zuerst sind wir durch eine kleine Absperrung, kein großes Hindernis. Dahinter war ein großer Platz, etwas versteckt und durch Bäume und Büsche abgegrenzt. Links vor uns stand ein Haus, welches einsturzgefährdet ist. Das Dach abgebrannt, der Schutt durch die Fenster sichtbar. Davon haben wir uns ferngehalten, da es uns zu gefährlich war.
Das andere Haus stand zu unserer Rechten, weiter hinten auf dem Platz. Vor dem Haus gab es einen Haufen alter Möbel: Matratzen, eine Couch, Autoreifen und noch einiges Auseinandergenommenes. Die Fassade war angesprayt, es gab keine Fenster oder Türen. Ich hatte etwas Angst hineinzugehen … was wenn dort jemand lebt?
![Lost Place.](https://ach-dasta.de/zeitung/wp-content/uploads/2022/03/Räume_LaraJacob_2-1024x682.jpg)
![Zerstörter Raum.](https://ach-dasta.de/zeitung/wp-content/uploads/2022/03/Räume_LaraJacob_3-1024x683.jpg)
Wir gingen trotzdem rein. Die erste Etage erschloss sich aus mehreren Räumen. Ein Raum führte zu dem Anderen. Auf dem Boden lagen Metallreste und jede Menge Glas. Ich vermute, von den fehlenden Fenstern. Alles war sehr offen und lichtdurchflutet. In jedem Raum gab es Graffiti an der Wand zu betrachten. Beim laufen knirschte das kaputte Glas unter meinen Schuhen.
Eine große Treppe führte hoch in den ersten Stock. An der Wand hinter der Treppe war mal ein riesiges Fenster gewesen. Nun konnte man von dort aus raus in den Wald und auf den Waldweg schauen.
Die Treppe war brüchig und wir mussten schauen, wo wir hintreten, um nicht auf lockeren Stein abzurutschen. An der Decke gab es eine offene Luke, vielleicht auch mal ein Dachfenster. Von dort aus hatten sich schon Pflanzen ihren Weg gebahnt. Im oberen Stockwerk haben wir eine Couch entdeckt und auch
in zwei kleineren Räumen noch halbe Keramiktoiletten am Boden. Vielleicht war das Haus mal eine Jugendherberge?
Als wir uns alle Räume angeschaut hatten und auch wussten, dass hier niemand außer uns war, haben wir den Keller gefunden. Die Treppe nach unten machte schon einen ganz anderen Eindruck als die bislang lichtdurchfluteten Räume. Es war dunkel und enger und nur ganz hinten am Gang schien ein bisschen Licht in den Raum. Wir haben auch eine Tür entdeckt. Sie lag auf den Treppenstufen. Also sind wir vorsichtig auf die Tür gestiegen und haben uns an dem halben Geländer festgehalten.
Da es Mitte November war, war auch der Boden dementsprechend nass und rutschig. Im Keller angekommen, sind wir erst über Berge von nassem und verrosteten Holz und Metall und Papier gestiegen.
![Ein Raum mit Graffiti an einer Wand. Ein Sofa steht im Raum.](https://ach-dasta.de/zeitung/wp-content/uploads/2022/03/Räume_LaraJacob_4-1024x682.jpg)
Der Boden war kaum noch zu erkennen. Generell war es sehr dunkel, ohne ein Handylicht hätten wir kaum etwas gesehen. Weiter hinten im Keller kamen dann die Räume mit mehr Tageslicht. Hier hatten es die Pflanzen einfacher, durch das Fenster nach unten zu wachsen. Überall lag wieder Schutt verteilt. Aber das Tageslicht verlieh den Räumen eine gewisse Stimmung. Man konnte nicht meinen, dass wir vorher über Müll und Schutt gestiegen und durch einen engen dunklen Gang hier gelandet sind. Weiter hinten im Keller ging wieder ein Raum in den nächsten über. Ähnlich wie oben.
Wir blieben noch lange im Haus und schauten uns alles genau an. Wir konnten uns vorstellen, wie es hier früher wohl einmal ausgesehen hatten und auch erkennen, dass hier öfter Menschen lebten, die ihre Spuren hinterlassen hatten. So gut wie jede Wand war von Graffiti geziert und jedes Fenster hatte kein Glas mehr.
Es war kein isoliertes Haus mehr. Es war ein Haus, das langsam mit dem äußeren Waldstück verschmolz. Ein “Lost Place”.
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