Zum Inhalt springen

Still standing: Migrantische Studierende über Geheimplan-Recherche

von Nina Schermal (11.02.2024)

Vor knapp einem Monat berichtete das unabhängige Recherchekollektiv Correctiv von einem geheimen Treffen, bei dem unter anderem hochrangige Politiker:innen der AfD und CDU (Werteunion) mit Neonazis und Rechtsextremen Deportationspläne diskutierten. “Remigriert” werden sollen Asylbewerber, Ausländer mit Bleiberecht und “nicht assimilierte [deutsche] Staatsbürger”. Letztere seien aus Sicht des Rechtsextremisten Martin Sellner, dem früheren Kopf der Identitären Bewegung, das größte “Problem”. 

Illustration: Margo Sibel Koneberg

Ach_dasta! hat mit drei migrantischen Studierenden der Hochschule Darmstadt gesprochen. Sie erzählen, wie sie sich seit der Veröffentlichung der Correctiv-Recherche in Deutschland und an der Hochschule fühlen: Was ihnen Angst macht, Hoffnung gibt und was sie sich von der Studierendenschaft und der h_da wünschen. Die Hochschule Darmstadt teilte am 22. Januar den Aufruf zur Demonstration für Rechtsstaat und Demokratie auf der Homepage und auf Instagram. 


*Namen geändert

Marcus*, 24, studiert am Fachbereich Mathematik & Naturwissenschaften

Illustration: Margo Sibel Koneberg

“Die Rechercheergebnisse haben mich, um ehrlich zu sein, nicht schockiert. Mir war bewusst, dass die AfD brutal rechts ist. Dass sie Deutsche mit Migrationsgeschichte vertreiben möchten, liegt auf der Hand, wenn selbst der schwarze AfD-Politiker Achille Demagbo sagt, man darf Deutschland nicht mit Afrikanern überfluten. 

Mir ist auch bewusst, dass Personen scheinbarer ‘mittlerer Parteien’ rechts sind oder rechte Gesinnung teilen. Friedrich Merz (CDU) bedient sich offen an rechtem Vokabular und spricht von ‘kleinen Paschas’, um Personen mit Migrationsgeschichte oder Ausländer alle als Kriminelle zu bezeichnen. Es wundert mich nicht, dass es Leute in der CDU gibt, die aus Überzeugung rechts sind und eine Deportation befürworten. Ich denke, wir alle wären in einer Form von dieser ‘Remigration’ betroffen. Weil es bei dem Geheimtreffen darum ging, jeden zu deportieren, der nicht ‘deutsch’ genug ist – was auch immer das bedeuten soll.
(Anm. d. Red.: In der Recherche wird der Wortlaut “assimiliert genug” verwendet)

Was mir momentan vor allem Angst macht, sind die Wahlergebnisse. Bei der Landtagswahl haben vor allem junge Menschen die AfD gepusht, das finde ich beängstigend. Laut aktuellen Wahlprognosen würde fast jede:r fünfte Deutsche die AfD, eine rechtsradikale und in weiten Teilen rechtsextreme Partei, wählen. Das finde ich creepy. 

Mit meinen Freunden haben wir über die Recherche gesprochen und sind auch demonstrieren gegangen. Die Demos geben mir Hoffnung. Vor allem, dass Menschen in Thüringen auf die Straße gehen, wo der erste AfD-Bürgermeister gewählt wurde, finde ich erstaunlich.

Weder durch den Fachbereich noch durch die Hochschule habe ich in irgendeiner Form eine Stellungnahme zu der Recherche mitbekommen. Die h_da ist ja nicht mal auf X. Ein Statement wäre angebracht gewesen. Zu sagen: Wir stehen für unsere migrantisch und ausländischen Studierenden ein. Damit hätte man sich auch für die Demokratie positioniert. Ich würde mir wünschen, dass mehr Seminarangebote, vielleicht ja SUK-Kurse, zu Rechtsextremismus geschaffen werden, wo vermittelt wird, welche politischen Spektren es gibt, wie man mit rechten und rechtsextremen Tendenzen umgeht. 

Außerdem muss besser kommuniziert werden, wo ich mich melden kann, wenn mein Kommilitone rechtsextreme, diskriminierende Tendenzen hat. Dass es Beratungsstellen für Benachteiligungserfahrungen gibt, weiß ich – die findet man aber nur, wenn man aktiv sucht. Das finde ich unverantwortlich.”


Thomas*, 20, studiert am Fachbereich Media

Illustration: Margo Sibel Koneberg

“Der 7. Oktober hat mich als jüdischer Deutscher mit Familie in Israel viel mehr erschüttert, als die Correctiv-Recherche. Das war irgendwie absehbar. Wenn sogar der Verfassungsschutz sagt, dass die AfD in Teilen gesichert rechtsextrem ist, muss das ja irgendwo herkommen. 

Die Recherche zeigt meiner Meinung nach, dass man auf jeden Fall über ein AfD-Verbot  oder auch darüber, Björn Höcke die Grundrechte zu entziehen, sprechen sollte. Was mir in Bezug auf Rechtsextremismus Angst macht, sind die Wahlen in den neuen Bundesländern dieses Jahr. Schlimmer finde ich aber, dass die AfD die sagbaren Grenzen sehr doll verschiebt. Der Diskurs wird immer rechter: Merz und seine Zahnarztaussage, genauso der Kanzler, der sich dramatisch vom Spiegel ablichten lässt. Unterzeile: ‘Wir müssen im großen Stil abschieben.’ Das spielt Rechtsextremen wie der AfD in die Karten. 

Diskriminierungserfahrungen begegneten mir auf persönlicher Ebene zuletzt in der Schulzeit: Ein Mitschüler sagte mir, ich sollte in die Gaskammer gehen. Meine Uroma wurde in Auschwitz ermordet. Sowas sitzt tief. Trotzdem finde ich es diskriminierend, wenn Personen auf den sozialen Medien antisemitische Inhalte teilen. Das macht zum Beispiel Tarek Baé, der am 7. Oktober die Hamas als “militante Palästinenser” bezeichnete und das antisemtische Narrativ des ‘Kindermörders-Israel’ reproduziert. Kein Jude kann in Deutschland seinen Davidstern offen tragen, ohne direkt als israelischer Botschafter verstanden zu werden. 

Auf dem Campus merke ich keine explizite Form der Solidarität – weder zum 7. Oktober noch zu den Rechercheergebnissen. Wir hatten auch keine Lehrveranstaltung, in der ausführlich Raum für so eine Diskussion war. Nur auf den Demoaufruf, der fachbereichsintern geteilt wurde, hatte sich ein Studierender kritisch geäußert und Neutralität der Hochschule angeprangert. Dafür hat er Gegenwind von ein paar Profs bekommen, dabei blieb es aber.”


Kaya*, 25 studiert am Fachbereich Gestaltung

Illustration: Margo Sibel Koneberg

“Von der Correctiv-Recherche habe ich über Instagram erfahren. Ich weiß noch, dass ich Pausen machen musste, weil es in Teilen triggernd war – und trotzdem alles andere als überraschend. Wir kennen und nehmen wahr, wie im Alltag gegen Muslime gehetzt wird. Spricht man das an, begeben sich Deutsche in eine Abwehr- und Verteidigungshaltung. Ich kenne das aus meinem ganzen Leben. In der Schule hat mir eine Lehrerin gesagt, ich kann meiner Mutter nicht trauen, weil sie Türkin ist – und im Kopf der Lehrerin automatisch auch eine Muslima, die mir früher oder später das Kopftuch aufzwingen wird. Wir hatten ein Hakenkreuz an unser Haus geschmiert. So ein bisschen war Rechtsextremismus die ganze Zeit schon da – und wurde auch toleriert. Ich musste selbst darauf kommen, dass Rassismus nicht okay und vor allem nicht normal ist. 

Mir geht es nicht gut, wie ich die politische Lage in Deutschland und in meinem persönlichen Umfeld wahrnehme. Diskriminierende, hassverbreitende Narrative werden normalisiert, weil sie nicht verurteilt werden. Wenn ich als queere migrantische Person Rassismus oder Queerfeindlichkeit angesprochen habe, wurde mit Abwehr reagiert. Mir wurde gesagt, ich sei hochsensibel, zu aggressiv und würde voreilige Schlüsse ziehen, als ich einen Nazi outgecalled habe. Viele denken, es reicht, im Stillen Personen zu verurteilen. Aber man muss Nazis als Nazis benennen – vor ihren Augen. Ich habe oft das Gefühl, dass Menschen sich feiern, wenn sie die AfD als Feind anerkennen und hochhalten können. Oft ist das aber nur auf die AfD fokussiert, die anderen Parteien fallen hinten runter.

Ich würde mir wünschen, dass uns egal ist, ob eine Person unserer Vermutung nach traumatisiert ist, vielleicht gerade ein schweres Leben hat und wir uns stattdessen darauf konzentrieren, in was für einem Kontext rechte und rechtsextreme Aussagen stehen. Durch verharmlosende Reaktionen auf Nazis normalisieren wir das Nazisein und rechte Narrative.

Ich versuche dem entgegenzuwirken, indem ich Ansprüche, die auf mich als Betroffene projiziert werden, ablehne. Ich bin nicht zu aggressiv oder empfindlich, ihr seid zu unbetroffen.

Zu den Demonstrationen habe ich ein gemischtes Gefühl. Mein Mitbewohner und ein anderes deutsches Mädchen haben die Demonstrationen gegen die AfD total gefeiert – ich fühle mich davon aber nur begrenzt unterstützt. Es fühlt sich ein bisschen nach einer symbolischen Geste an. Viele Menschen fühlen sich nach ‘ner Demo gut – und ändern aber rein gar nichts daran, wie sie im privaten Umfeld mit dem Rechtsruck umgehen. Viele Menschen reproduzieren auf Demos ja auch Rassismus: Es macht ihnen total Spaß, sich lustige Sprüche auf die Plakate zu schreiben und dann mit ihren ‘Nazis raus, ich liebe Döner’-Schildern rumzulaufen. Klar ist es gut, dass viele Menschen auf die Straße gehen. Wir dürfen das aber nicht glorifizieren. Wenn wir etwas Sinnvolles davon mitnehmen wollen, dann müssen wir uns auch kritisch mit den Demonstrationen auseinandersetzen. Die Reaktion meines Mitbewohners war erstmal, alles, was ich kritisiert habe, abzustreiten. Er meinte dann, wie wichtig es sei, miteinander zu reden. Das Ironische: Er hatte mir ja zuvor überhaupt nicht zugehört, sondern mir alles abgesprochen. Worüber soll man denn reden? Nur darüber, wie toll die Demos sind? 

Ich könnte, wenn ich wollte, wahnsinnig privilegiert und blind durchs Leben gehen. Ich bin diskriminiert als lesbische Frau mit türkischer Migrationsgeschichte. Dass ich lesbisch bin, sieht man mir nicht an – genau so wenig wie meinen Migrationshintergrund. 

Einmal habe ich mitbekommen, wie sich ein älterer Mann in meinem Verein stark antimuslimisch geäußert und alle Türk:innen und Türkischstämmige mit Terroristen gleichgesetzt hat. Da wurde mir bewusst: Er hat das gemacht, weil er mich nicht als Mensch mit muslimisch-türkischem Background erkannt hat. Und wenn ich das gewollt und emotional gekonnt hätte, hätte ich da diesen ‘Du bist die Ausnahme’-Cookie annehmen können. Ich hätte seinen Rassismus tolerieren können, in der Illusion, dass er mich ausschließt. Das kann ich aber nicht. Sowas macht mich wütend.

Die Correctiv-Recherche zeigt: Nazis wollen auch migrantische Personen mit deutschem Pass deportieren. Dadurch, dass ich den Cookie abgelehnt habe und das als Beleidigung angesehen habe, wurde ich extremst traumatisiert. Du kriegst die Option, ein Token zu sein und wenn du dich dagegen wehrst, wirst du Abschaum. 

Ich merke seitdem im Alltag regelmäßig, dass ich Menschen nicht vertrauen kann. Ich denke mir immer: Ihr seid nur nett, weil ich es noch nicht gewagt habe, den Finger in die Wunde zu stecken.

Was mir Hoffnung gibt, sind eigentlich nicht viel mehr als einzelne Menschen in meinem Leben. Zum Beispiel meine Freundin, der ich nie erklären musste, wieso einzelne Aussagen problematisch sind. Sie spürt das genau wie ich, obwohl sie nicht von Rassismus betroffen ist. Die Demos geben mir auf jeden Fall keine Hoffnung, weil ich Angst vor heuchlerischen Bekundungen habe. Ich fürchte mich davor, wie geschützt meine Familie in Deutschland jemals sein wird und ob ich wirklich verantworten kann, Kinder in diese Welt zu setzen. Es beunruhigt mich, dass es für mich möglicherweise keinen wirklich sicheren Ort geben wird. Menschen zu vertrauen, ist mit viel Angst verbunden.

Von der Hochschule wünsche ich mir, dass sie mehr Präventionsarbeit macht. Ich hatte mal angefragt, aber das verlief ins Nichts.”

English version (automated translation):

Still standing: Migrant students about secret plan research

by Nina Schermal (11.02.2024)

Just under a month ago, the independent research collective Correctiv reported on a secret meeting at which high-ranking politicians from the AfD and CDU (Werteunion) discussed deportation plans with neo-Nazis and right-wing extremists. Asylum seekers, foreigners with the right to stay and „non-assimilated [German] citizens“ are to be „remigrated“. According to right-wing extremist Martin Sellner, the former head of the Identitarian movement, the latter are the biggest „problem“.

illustration: Margo Sibel Koneberg

Ach_dasta! spoke to three migrant students at Darmstadt University of Applied Sciences. They talk about how they feel in Germany and at the university since the publication of the Correctiv investigation: What scares them, gives them hope and what they want from the student body and h_da. Darmstadt University of Applied Sciences shared the call for a demonstration for the rule of law and democracy on its homepage and Instagram on January 22.


*names changed

Marcus*, 24, studying at the Department of Mathematics & Natural Sciences

illustration: Margo Sibel Koneberg

„To be honest, I wasn’t shocked by the research results. I was aware that the AfD is brutally right-wing. It’s obvious that they want to expel Germans with a history of migration when even the black AfD politician Achille Demagbo says that Germany must not be flooded with Africans.

I am also aware that people from seemingly ‚middle parties‘ are on the right or share right-wing views. Friedrich Merz (CDU) openly uses right-wing vocabulary and speaks of ‚little pashas‘ to describe people with a history of migration or foreigners as criminals. I am not surprised that there are people in the CDU who are right-wing out of conviction and are in favor of deportation. I think we would all be affected in some way by this ‚remigration‘. Because the secret meeting was about deporting anyone who is not ‚German‘ enough – whatever that means.
(Editor’s note: the term „assimilated enough“ is used in the research)

What scares me most at the moment are the election results. In the state elections, young people in particular pushed the AfD, which I find frightening. According to current election forecasts, almost one in five Germans would vote for the AfD, a radical right-wing and, in many areas, far-right party. I think that’s creepy.

We talked to my friends about the research and also went to demonstrations. The demonstrations give me hope. Above all, I find it amazing that people are taking to the streets in Thuringia, where the first AfD mayor was elected.

Neither the faculty nor the university has made any kind of statement about the research. The h_da is not even on X. A statement would have been appropriate. To say: We stand up for our migrant and foreign students. That would also have positioned us in favor of democracy. I would like to see more seminars, perhaps even SUC courses, on right-wing extremism, where students are taught about the different political spectrums and how to deal with right-wing and far-right tendencies.

There also needs to be better communication about where I can go if my fellow student has right-wing extremist, discriminatory tendencies. I know that there are advice centers for people who have experienced discrimination – but you can only find them if you actively look for them. I think that’s irresponsible.“


Thomas*, 20, studying in the Media department

illustration: Margo Sibel Koneberg

„As a Jewish German with family in Israel, October 7 shook me much more than the Correctiv investigation. That was somehow foreseeable. If even the Office for the Protection of the Constitution says that parts of the AfD are certainly right-wing extremist, that has to come from somewhere.

In my opinion, the research shows that we should definitely talk about banning the AfD or even revoking Björn Höcke’s basic rights. What scares me about right-wing extremism are the elections in the new federal states this year. But what I find worse is that the AfD is pushing the boundaries of what can be said very hard. The discourse is becoming more and more right-wing: Merz and his dentist’s statement, as well as the chancellor, who has himself dramatically photographed by Der Spiegel. Caption: ‚We have to deport on a grand scale‘. That plays into the hands of right-wing extremists like the AfD.

The last time I experienced discrimination on a personal level was when I was at school: a classmate told me I should go to the gas chamber. My great-grandmother was murdered in Auschwitz. That kind of thing goes deep. Nevertheless, I find it discriminatory when people share anti-Semitic content on social media. Take Tarek Baé, for example, who described Hamas as „militant Palestinians“ on October 7 and reproduced the anti-Semitic narrative of ‚child murderer Israel‘. No Jew in Germany can openly wear their Star of David without being directly understood as an Israeli ambassador.

I haven’t noticed any explicit form of solidarity on campus – neither on October 7 nor on the research results. We also didn’t have a course in which there was much room for such a discussion. Only one student responded critically to the call for a demonstration, which was shared within the department, and denounced the university’s neutrality. He received backlash from a few professors, but that was all.“


Kaya*, 25 studying at the Department of Design

illustration: Margo Sibel Koneberg

„I found out about the Correctiv research via Instagram. I remember having to take breaks because it was triggering in parts – and yet anything but surprising. We know and perceive how Muslims are incited in everyday life. If you talk about it, Germans take a defensive and defensive stance. I know this from my whole life. At school, a teacher told me that I couldn’t trust my mother because she was Turkish – and in the teacher’s mind, she was automatically a Muslim who would sooner or later force me to wear a headscarf. We had a swastika painted on our house. Right-wing extremism was there all the time – and was tolerated. I had to realize for myself that racism is not okay and, above all, not normal.

I don’t feel good about how I perceive the political situation in Germany and in my personal environment. Discriminatory, hate-spreading narratives are normalized because they are not condemned. When I, as a queer migrant person, addressed racism or queer hostility, I was met with defensiveness. I was told I was highly sensitive, too aggressive and jumping to conclusions when I called out a Nazi. Many people think it’s enough to silently condemn people. But you have to call Nazis Nazis – in front of their eyes. I often get the feeling that people celebrate when they recognize the AfD as the enemy and can hold it up. However, this is often only focused on the AfD, with the other parties falling behind.

I would like us not to care whether we think a person is traumatized or perhaps having a difficult life and instead focus on the context of right-wing and far-right statements. By trivializing reactions to Nazis, we normalize Nazism and right-wing narratives.

I try to counteract this by rejecting claims that are projected onto me as an affected person. I am not too aggressive or sensitive, you are too unaffected.

I have mixed feelings about the demonstrations. My flatmate and another German girl totally celebrated the demonstrations against the AfD – but I only feel supported by them to a limited extent. It feels a bit like a symbolic gesture. Many people feel good after a demonstration – but they don’t change anything about how they deal with the shift to the right in their private lives. Many people also reproduce racism at demonstrations: they really enjoy writing funny slogans on their placards and then walking around with their ‚Nazis out, I love kebabs‘ signs. Of course it’s good that so many people are taking to the streets. But we shouldn’t glorify it. If we want to take something meaningful away from it, then we also have to take a critical look at the demonstrations. My flatmate’s initial reaction was to deny everything I criticized. He then said how important it was to talk to each other. The ironic thing was that he hadn’t listened to me at all beforehand, but had denied everything. What should we talk about? Just about how great the demos are?

If I wanted to, I could go through life incredibly privileged and blind. I am discriminated against as a lesbian woman with a Turkish migration history. You can’t tell that I’m a lesbian – just like you can’t tell that I have a migration background.

I once overheard an older man in my club making strongly anti-Muslim comments and equating all Turks and people of Turkish origin with terrorists. That’s when I realized that he did that because he didn’t recognize me as a person with a Muslim-Turkish background. And if I had wanted to and been emotionally able to, I could have accepted this ‚you’re the exception‘ cookie. I could have tolerated his racism, under the illusion that he was excluding me. But I can’t do that. That makes me angry.

The Correctiv research shows: Nazis also want to deport migrants with German passports. I was extremely traumatized by the fact that I rejected the cookie and saw it as an insult. You are given the option to be a token and if you refuse, you become scum.

Since then, I regularly realize in everyday life that I can’t trust people. I always think to myself: you’re only being nice because I haven’t dared to stick my finger in the wound yet.

What gives me hope is actually not much more than individual people in my life. For example, my girlfriend, to whom I have never had to explain why individual statements are problematic. She feels it just like I do, even though she is not affected by racism. In any case, the demonstrations don’t give me any hope because I’m afraid of hypocritical statements. I’m afraid of how protected my family will ever be in Germany and whether I can really be responsible for bringing children into this world. It worries me that there might not be a really safe place for me. Trusting people is associated with a lot of fear.

I would like the university to do more prevention work. I made an enquiry once, but it came to nothing.“

  • Identität. Stil. Ausbeutung.
    Identität. Stil. Ausbeutung. von Yasmin Can (04.12.2024) Ich liebe Mode. Bereits als Kind hatte ich den Traum, Modedesignerin zu werden. Das ging so weit, dass ich meine eigene Kleidung zerschnitten, gefärbt oder mit Strass verziert habe. Mein Endgegner war jedoch meine genervte Mutter – nicht die knallharte Modewelt. Viele von uns haben ihren inneren Karl… Weiterlesen »Identität. Stil. Ausbeutung.
  • Amerikas Frauen rächen sich 
    Amerikas Frauen rächen sich  von Marah Göttsch (29.11.2024) Ein verurteilter Sexualstraftäter besetzt erneut das Amt des US-Präsidenten. Donald Trumps Wahlsieg macht viele Frauen in den USA fassungslos und wütend, unter anderem weil sie befürchten, dass die Abtreibungsregelungen weiter verschärft werden. Einige greifen deshalb zu radikalen Maßnahmen: dem “4B-Movement”.  Hat die feministische Bewegung auch in Deutschland… Weiterlesen »Amerikas Frauen rächen sich 
  • Für “den letzten Heiner” 
    Für “den letzten Heiner” von Christoph Pfeiffer (20.11.2024) Als das Martinsviertel auf die Straße ging  Der Geruch von Ruß und Benzin macht sich breit, Motorengeräusche bahnen sich ihren Weg durch das Viertel. Seitdem die vierspurige Autobahn das Martinsviertel zweigeteilt hat, hat sich das Leben im Darmstädter Norden verändert. Mit Charme behaftet und lebendig – das… Weiterlesen »Für “den letzten Heiner” 

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert