Träumen Androiden von elektrischen Schafen? – Eine Konzeptuelle Reise durch die Popkultur zum Thema Mensch-Maschine
von Stefanie Eller (22.11.2023)
In einer Ära, in der technologischer Fortschritt unaufhaltsam voranschreitet und Maschinen immer menschlicher erscheinen, geraten die traditionellen Definitionen von „Mensch“ und „Intelligenz“ ins Wanken. Was den Menschen zum Menschen, und die Maschine zum Nicht-Menschen macht, wird schon seit vielen Jahrzehnten thematisch in der Popkultur aufgegriffen und gründlich durchdacht. Auch das Träumen spielt immer wieder eine Rolle.
Illustration: Margo Sibel Koneberg
Wir Menschen des frühen 21. Jahrhunderts befinden uns in einer Zeit, die geprägt ist von einem kontinuierlichen technologischen Fortschritt, der uns immer wieder mit bahnbrechenden Entwicklungen konfrontiert. Insbesondere seit dem Aufkommen von ChatGPT ist das Thema Künstliche Intelligenz und ihr enormes Potenzial in aller Munde. Oder seit dem humanoiden Roboter Sophia, der den Menschen immer ähnlicher wird und sowohl beeindrucktes Interesse als auch den berühmten „Uncanny Valley“-Effekt auszulösen vermag – also dieses unbehagliche Gefühl, das man verspürt, wenn etwas annähernd, aber nicht vollkommen menschlich erscheint. Mit ihrer beinahe menschenähnlichen Erscheinung regt sie auf nahezu beunruhigende Weise zum Nachdenken darüber an, was einen Menschen eigentlich ausmacht, wenn Optik und Intelligenz keine eindeutigen Kriterien mehr sind. Und was passiert, wenn eine Maschine auch noch andere Mensch-Sein definierende Kriterien erfüllen kann, die darüber hinausgehen.
Aber was könnten diese menschlich machenden Dinge denn dann genau sein? Der portugiesische Schriftsteller José Saramago äußerte die Auffassung: „Der Mensch ist ein Wesen, das träumt. Er ist das einzige Wesen, das sich vorstellen kann, was nicht existiert.“ Auch wenn er vermutlich auf die Fähigkeit des Menschen anspielte, sich Dinge vorzustellen, die nicht real existieren, ist das Träumen während des Schlafens doch genau so eine tief menschliche Eigenschaft, sollte man zumindest meinen. Und eine, die uns von Maschinen unterscheidet. Oder?
Antworten und Gedanken aus der Pop-Kultur
Einer der Pioniere, der sich bereits in den 1960er Jahren intensiv mit diesem Thema Mensch & Maschine auseinandersetzte und dabei das Konzept des Träumens prominent einbezog, war Philip K. Dick. In seinem dystopischen Roman von 1968 mit dem Titel: „Träumen Androiden von elektrischen Schafen?“ wagte er eine faszinierende Erkundung. Dieses Werk wurde später als Vorlage für den Film „Blade Runner“ bekannt, den Ridley Scott im Jahr 1982 adaptierte und der 2017 eine Fortsetzung erhielt.
Die Handlung des Buches entfaltet sich in einer zukünftigen Welt, die nach einem verheerenden Atomkrieg kaum noch lebensfähig ist. Die meisten Tierarten sind ausgestorben und eine beträchtliche Anzahl von Menschen hat den Planeten verlassen, um auf dem Mars Zuflucht zu suchen. Diese Marsauswanderer erhalten als Begleitung einen Androiden, der sowohl als Schutz als auch als Diener dient. Diese Androiden sind äußerlich von Menschen kaum zu unterscheiden, werden jedoch auf der Erde als eine potenzielle Bedrohung angesehen. Sie dürfen sich nur auf der Erde aufhalten, wenn ein Unternehmen die Verantwortung für sie übernimmt. Illegale Androiden, die sich dennoch auf der Erde aufhalten, werden von sogenannten „Prämienjägern“ gejagt und vernichtet. Doch das Besondere ist, dass diese Androiden längst nicht mehr mit bloßem Auge von Menschen zu unterscheiden sind. Auch im Verhalten haben sie eine beeindruckende Ähnlichkeit zu ihren menschlichen Schöpfern erreicht.
Die Hauptaufgabe des Protagonisten besteht daher darin, diese Androiden aufzuspüren und sie einem Empathie-Test zu unterziehen, um ihre wahre Identität zu enthüllen. Im Verlauf der Geschichte beginnt er jedoch an seiner Mission zu zweifeln. Besonders das Vorhandensein seines eigenen künstlichen Haustier-Schafs lässt seine vorgefertigten Vorbehalte ins Wanken kommen. Er beginnt sich zu fragen, ob es möglich sei, dass auch Androiden von elektrischen Schafen träumen. Es scheint überhaupt so zu sein, dass an vielen Stellen die Androiden in dieser düsteren Zukunftsgesellschaft menschlicher geworden sind als die Menschen selbst, mit eigenen Träumen und Hoffnungen. Das Hauptthema des Romans ist die verschwimmende Grenze zwischen Menschen und Androiden und somit die Frage, was den Menschen zum Menschen macht. Eine Antwort auf diese Frage liefert der Roman allerdings nicht.
Griff nach den Sternen
Dick spart in seinem Roman nicht an dystopischen Aussichten für unsere Zukunft – Atomkrieg, Ödland und Zerstörung malen ein deprimierendes Bild des Menschen und dessen Beziehung zur unterworfenen künstlichen Intelligenz der Zukunft.
Dem steht ein anderes Franchise gegenüber, das nahezu wahrsagerisch in eine damals zukünftige Welt blickte und auch für uns heute noch ein erstrebenswertes Zukunftsbild zeichnet. Die Rede ist von Star Trek, dem von Gene Roddenberry erdachten SciFi-Universum. Etwa zur selben Zeit wie Robert Dicks Roman wurde die erste Star-Trek-Fernsehserie unter dem Titel Raumschiff Enterprise in den USA ausgestrahlt. Sie spielt im 23. Jahrhundert und erzählt von den Abenteuern der Besatzung des Raumschiffs Enterprise rund um Captain Kirk und seine Mannschaft. Die Serie war so erfolgreich, dass sie mehrere Ableger, Kinofilme, Comics, Romane und andere Medien inspirierte.
Einer dieser Ableger ist gleichzeitig auch die Star Trek Serie, die von einigen der „Trekkies“ als die Beste gehandelt wird. Dabei handelt es sich um die Serie „Star Trek: Das nächste Jahrhundert“. Besonders geliebt für die Tiefe der Geschichten sowie die der Charaktere und die philosophische Herangehensweise an gesellschaftliche, ethische oder politische Themen ist die Serie weit mehr als nur eine Story über Weltraumreisende. Sie malt das optimistische Bild einer in Zukunft friedlich vereinten Welt, die im Bündnis mit anderen Lebensformen die Galaxien erkundet.
Data – das synthetische Wesen
In den Weiten dieses fiktiven Star Trek-Universums erhebt sich ein Charakter mit solch faszinierender Präsenz, dass er die Grenzen zwischen Künstlichkeit und Menschlichkeit verschwimmen lässt: Data. Dieser androide Protagonist ist ein synthetisches Wesen, dessen künstliche Intelligenz durch einen positronischen Gehirnprozessor geprägt ist. Als zweiter Offizier und Chefoperations-Offizier an Bord dient er nicht nur als Technologie-Experte, sondern auch als eine unerwartet komplexe Facette der Star Trek-Saga.
Denn Data ist, ähnlich wie die Figur Pinocchio des italienischen Autors Carlo Collodi, nicht als Mensch geboren, möchte aber gerne menschlich sein. Auch die Parallelen zu seinem Vorgänger Spock aus dem Original Star Trek sind unübersehbar. Beide Charaktere teilen überlegene mentale Fähigkeiten und bieten eine einzigartige „Außenseiterperspektive“ auf die Menschheit.
In „Wem gehört Data?“ (Staffel 2, Folge 9) wird dann die Frage aufgeworfen, die auch heute in der Theorie schon gestellt wird: Ist ein Androide Eigentum, oder ein eigenständiges Wesen? In der Folge wird dies in einer Grundsatzentscheidung vor Gericht ausgefochten. Data gewinnt den Prozess und wird, genau wie die, die nach ihm kommen sollen, als eigenständiges Wesen anerkannt. In späteren Folgen erlangt er durch einen Chip sogar menschliche Emotionen – und schließlich auch die Fähigkeit zu träumen.
In Data verschmelzen auf einzigartige Weise Maschine und Mensch, seine Reise durch die Sterne wird zu einer fesselnden Ode an die Möglichkeiten der künstlichen Intelligenz im Universum von Star Trek. Und auch zu einem Ausblick darauf, was auch uns noch erwarten könnte. Denn wer weiß, ob nicht in unseren künstlichen Intelligenzen auch der Wunsch keimen wird, über das Maschinentum herauszuwachsen. Oder wie Data in Staffel 4, Folge 11 selbst sagt: „Wenn Menschsein bedeutet, nicht einfach nur aus Fleisch und Blut geboren zu werden, wenn es stattdessen bedeutet, auf eine bestimmte Art zu denken, zu handeln und zu fühlen, dann werde ich sicher eines Tages meine eigene Menschlichkeit entdecken. Bis dahin jedoch, Commander Maddox, werde ich weiterhin lernen, mich verändern, wachsen und versuchen, mehr zu werden als das, was ich bin.“
Die Reise durch die Popkultur, die uns die Frage stellt, ob Androiden von elektrischen Schafen träumen, offenbart einen faszinierenden Blick auf die Verschmelzung von Mensch und Maschine. Philip K. Dicks düstere Vision und Star Trek’s optimistische Darstellung bieten verschiedene Perspektiven auf die Zukunft der künstlichen Intelligenz. In der Welt von „Blade Runner“ verschwimmen die Grenzen zwischen Mensch und Android, während in „Star Trek: Das nächste Jahrhundert“ Charaktere wie Data eine Brücke zwischen den beiden schlagen.
Es zeigt sich also, dass unsere Vorstellungen von Menschlichkeit und Intelligenz im Wandel sind. Während wir uns in einer Ära des technologischen Fortschritts befinden, in der Maschinen immer menschenähnlicher werden, zwingen uns diese Geschichten dazu, darüber nachzudenken, was es wirklich bedeutet, ein Mensch zu sein. Die Zukunft der Mensch-Maschine-Beziehung wird nicht nur von technologischem Fortschritt, sondern auch von ethischen, philosophischen und existenziellen Fragen geprägt sein.
English version (automated translation):
Do androids dream of electric sheep? – A conceptual journey through pop culture on the subject of man-machine
by Stefanie Elller (22.11.2023)
In an era in which technological progress is advancing inexorably and machines appear ever more human, the traditional definitions of „human“ and „intelligence“ are beginning to falter. What makes a human being human and a machine non-human has been a theme in pop culture for many decades and has been thoroughly thought through. Dreaming also plays a role over and over again.
We humans of the early 21st century find ourselves in a time characterized by continuous technological progress that constantly confronts us with groundbreaking developments. Especially since the appearance of ChatGPT, the topic of artificial intelligence and its enormous potential has been on everyone’s lips. Or since the humanoid robot Sophia, which is becoming increasingly similar to humans and is capable of triggering both impressive interest and the famous „Uncanny Valley“ effect – that uneasy feeling you get when something appears almost, but not quite, human. With its almost human-like appearance, it makes you think in an almost unsettling way about what actually constitutes a human being when appearance and intelligence are no longer clear criteria. And what happens when a machine can also fulfill other criteria that go beyond those that define humanity.
But what exactly could these humanizing things be? The Portuguese writer José Saramago expressed the view: „Man is a being who dreams. He is the only being who can imagine what does not exist.“ Even if he was presumably alluding to man’s ability to imagine things that do not really exist, dreaming during sleep is just such a deeply human characteristic, or so one would think. And one that distinguishes us from machines. Right?
Answers and thoughts from pop culture
One of the pioneers who dealt intensively with this topic of man and machine back in the 1960s, prominently incorporating the concept of dreaming, was Philip K. Dick. In his dystopian novel from 1968 entitled „Do Androids Dream of Electric Sheep?“, he ventured a fascinating exploration. This work later became known as the template for the film „Blade Runner“, which Ridley Scott adapted in 1982 and which received a sequel in 2017.
The plot of the book unfolds in a future world that is barely viable after a devastating nuclear war. Most animal species have become extinct and a significant number of humans have left the planet to seek refuge on Mars. These Martian emigrants are given an android companion to serve as both protection and servant. The androids are almost indistinguishable from humans on the outside, but are seen as a potential threat on Earth. They are only allowed to stay on Earth if a company takes responsibility for them. Illegal androids who are nevertheless on Earth are hunted down and destroyed by so-called „bounty hunters“. But the special thing about these androids is that they can no longer be distinguished from humans with the naked eye. Their behavior is also impressively similar to that of their human creators.
The protagonist’s main task is therefore to track down these androids and subject them to an empathy test in order to reveal their true identity. As the story progresses, however, he begins to have doubts about his mission. In particular, the presence of his own artificial pet sheep causes his preconceived reservations to falter. He begins to wonder whether it is possible that androids also dream of electric sheep. In fact, it seems that in many places the androids in this bleak future society have become more human than the humans themselves, with dreams and hopes of their own. The main theme of the novel is the blurred boundary between humans and androids and thus the question of what makes humans human. However, the novel does not provide an answer to this question.
Reaching for the stars
Dick doesn’t skimp on dystopian prospects for our future in his novel – nuclear war, wasteland and destruction paint a depressing picture of humans and their relationship with the subjugated artificial intelligence of the future.
On the other hand, there is another franchise that looked almost prophetically into a future world at the time and still paints a desirable picture of the future for us today. We are talking about Star Trek, the sci-fi universe conceived by Gene Roddenberry. Around the same time as Robert Dick’s novel, the first Star Trek television series was broadcast in the USA under the title Starship Enterprise. It is set in the 23rd century and tells the story of the adventures of the crew of the Starship Enterprise around Captain Kirk and his crew. The series was so successful that it inspired several spin-offs, movies, comics, novels and other media.
One of these spin-offs is the Star Trek series that some „Trekkies“ consider to be the best: „Star Trek: The Next Century“. Particularly loved for the depth of the stories and characters and the philosophical approach to social, ethical or political issues, the series is far more than just a story about space travelers. It paints an optimistic picture of a world peacefully united in the future, exploring the galaxies in alliance with other life forms.
Data – the synthetic being
In the vastness of this fictional Star Trek universe, a character emerges with such a fascinating presence that he blurs the boundaries between artificiality and humanity: Data. This android protagonist is a synthetic being whose artificial intelligence is shaped by a positronic brain processor. As second officer and chief operations officer on board, he not only serves as a technology expert, but also as an unexpectedly complex facet of the Star Trek saga.
For Data, like the character Pinocchio by Italian author Carlo Collodi, was not born human, but would like to be human. The parallels to his predecessor Spock from the original Star Trek are also obvious. Both characters share superior mental abilities and offer a unique „outsider’s perspective“ on humanity.In the vastness of this fictional Star Trek universe, a character rises with such a fascinating presence that he blurs the boundaries between artificiality and humanity: Data. This android protagonist is a synthetic being whose artificial intelligence is shaped by a positronic brain processor. As second officer and chief operations officer on board, he not only serves as a technology expert, but also as an unexpectedly complex facet of the Star Trek saga.
Because Data, like the character Pinocchio by Italian author Carlo Collodi, was not born human, but would like to be human. The parallels to his predecessor Spock from the original Star Trek are also obvious. Both characters share superior mental abilities and offer a unique „outsider’s perspective“ on humanity.
In „Whose Data?“ (season 2, episode 9), the question is raised that is already being asked in theory today: Is an android property, or an independent being? In the episode, this is fought out in court in a landmark decision. Data wins the case and is recognized as an independent being, just like those who are to come after him. In later episodes, he even acquires human emotions through a chip – and eventually the ability to dream.
In Data, machine and human merge in a unique way; his journey through the stars becomes a captivating ode to the possibilities of artificial intelligence in the universe of Star Trek. And also a glimpse of what could still await us. After all, who knows whether our artificial intelligences will not sprout the desire to outgrow the machine. Or as Data himself says in season 4, episode 11: „If being human means not just being born of flesh and blood, if instead it means thinking, acting and feeling in a certain way, then surely one day I will discover my own humanity. Until then though, Commander Maddox, I will continue to learn, change, grow and try to become more than what I am.“
The journey through pop culture that asks us whether androids dream of electric sheep reveals a fascinating look at the merging of man and machine. Philip K. Dick’s dark vision and Star Trek’s optimistic portrayal offer different perspectives on the future of artificial intelligence. In the world of „Blade Runner“, the boundaries between human and android blur, while in „Star Trek: The Next Century“ characters like Data bridge the gap between the two.
So it turns out that our ideas of humanity and intelligence are changing. While we are in an era of technological advancement, in which machines are becoming more and more human-like, these stories force us to reflect on how our ideas of humanity and intelligence are changing. While we are in an era of technological advancement, where machines are becoming more and more human-like, these stories force us to reflect on what it really means to be human. The future of the human-machine relationship will not only be characterized by technological progress, but also by ethical, philosophical and existential questions. As we find ourselves in an era of technological progress where machines are becoming more and more human-like, these stories force us to reflect on what it really means to be human. The future of the human-machine relationship will not only be characterized by technological progress, but also by ethical, philosophical and existential questions.
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